Nachrichten aus dem IOB

Wasserstoff als Brennstoff für Glühlinien und Feuerbeschichtungsanlagen

Wie kann Was­ser­stoff als Brenn­stoff die CO2-Emis­sio­nen in der Stahl­in­dus­trie ver­rin­gern? Mit dem neu­en For­schungs­pro­jekt FlexHeat2Anneal wird der nächs­te Schritt in Rich­tung Pro­duk­ti­on von grü­nem Stahl in Deutsch­land eingeleitet.

Jähr­lich wer­den in den 20 Feu­er­be­schich­tungs­an­la­gen und kon­ti­nu­ier­li­cher Glüh­li­ni­en Deutsch­lands rund acht Mil­lio­nen Ton­nen Stahl pro­du­ziert. In der Regel wer­den die­se Anla­gen mit fos­si­lem Erd­gas der öffent­li­chen Gas­ver­sor­gung betrie­ben, sodass der Betrieb die­ser Anla­gen mit hohen CO2-Emis­sio­nen ver­bun­den ist. Mit einer voll­stän­di­gen Umstel­lung die­ser Anla­gen auf grü­nen, d.h. mit Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien pro­du­zier­ten Was­ser­stoff, könn­ten jähr­lich bis zu 420.000 Ton­nen CO2-Emis­sio­nen ein­ge­spart wer­den. Bis­her wur­de an kei­ner der Anla­gen Was­ser­stoff als Brenn­stoff erprobt. An die­se Her­aus­for­de­rung wol­len sich die drei Pro­jekt­part­ner thys­sen­krupp Ras­sel­stein, WS Wär­me­pro­zess­tech­nik GmbH und das Insti­tut für Indus­trie­ofen­bau und Wär­me­tech­nik der RWTH Aachen Uni­ver­si­ty bewäl­ti­gen. Die Arbei­ten wer­den sei­tens des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz bis März 2025 mit rund 380.000 Euro geför­dert. Start­schuss des Pro­jekts war der 01.04.2022. Am 05.05.2022 fand das Kick-Off Mee­ting für das Pro­jekt bei thys­sen­krupp Ras­sel­stein statt. Neben Dis­kus­sio­nen über die Inhal­te der ers­ten Arbeits­pa­ke­te bestand die Mög­lich­keit, alle Durch­lauf­öfen mit der aktu­el­len Behei­zungs­tech­no­lo­gie zu besichtigen.

 

 

Kern­ziel des Vor­ha­bens ist der fle­xi­ble Ein­satz von Was­ser­stoff als Brenn­stoff an Glüh­li­ni­en und Feu­er­be­schich­tungs­an­la­gen für Stahl­band, um dort CO2-Emis­sio­nen zu redu­zie­ren. Hier­für wird zunächst der Ein­satz von Was­ser­stoff in bestehen­den Strahl­heiz­rohr­sys­te­men im Labor des IOBs unter­sucht. Gleich­zei­tig wird die Ent­wick­lung und Demons­tra­ti­on inno­va­ti­ver, brenn­stoff­fle­xi­bler und ener­gie­ef­fi­zi­en­ter FLOX-Strahl­rohr­sys­te­me mit gerings­ten NOx-Emis­sio­nen ange­strebt. Strahl­roh­re wer­den in Durch­lauf­öfen ein­ge­setzt um die Tren­nung der Ofen­at­mo­sphä­re von den Abga­sen der Ver­bren­nung zu ermög­li­chen. Die FLOX-Tech­no­lo­gie ist eine seit Jah­ren für Erd­gas bewähr­te und von WS ent­wi­ckel­te Maß­nah­me zur Reduk­ti­on der NOx-Emis­sio­nen bei der Ver­bren­nung von Gasen in Indus­trie­bren­ner. Bei­de Tech­no­lo­gien sind aktu­ell für ein­zel­nen Brenn­stof­fe opti­miert und müs­sen für Was­ser­stoff-Erd­gas-Anwen­dun­gen unter­sucht wer­den. Mit Hil­fe von WS Wär­me­pro­zess­tech­nik GmbH wer­den die neue FLOX-Strahl­rohr­sys­te­me ent­wi­ckelt und schließ­lich an einer der drei Durch­lauf­o­fen­an­la­gen der thys­sen­krupp Ras­sel­stein GmbH ein­ge­setzt und mit Was­ser­stoff erprobt.

Der Ein­satz von Was­ser­stoff in Erd­gas soll im Bereich von 0 bis 100 Volu­men­pro­zent mög­lich sein, ohne dass manu­el­le Anpas­sun­gen an der Gesamt­an­la­ge nötig sind. Somit soll­te das Ver­bren­nungs­sys­tem bereits bei gerin­ger Ver­füg­bar­keit von grü­nem Was­ser­stoff anwend­bar sein. Hier­bei liegt die Her­aus­for­de­rung für die Ver­bren­nungs­sys­te­me des Ofens dar­in, trotz fle­xi­blen und zeit­lich schwan­ken­den Ein­sat­zes bei­der Brenn­stoff gleich­zei­tig eine hohe Pro­zess­sta­bi­li­tät, Ener­gie­ef­fi­zi­enz sowie gerings­te NOx-Emis­sio­nen zu gewährleisten.

Das Poten­zi­al der neu­ar­ti­gen Strahl­rohr­sys­te­me beschränkt sich nicht auf dem Ein­satz in kon­ti­nu­ier­li­che Glüh­li­ni­en und Feu­er­be­schich­tungs­an­la­gen. All­ge­mein könn­ten die Sys­te­me auf ande­re Ther­mo­pro­zess­an­la­gen über­tra­gen wer­den. So leis­tet die­ses Vor­ha­ben einer­seits einen Bei­trag zur Dekar­bo­ni­sie­rung im Bereich der Stahl­ver­ar­bei­tung, ande­rer­seits aber auch zur Akzep­tanz des Brenn­stoffs Was­ser­stoff in der Industrie.