Nachrichten aus dem IOB

Neuer Prüfstand zur Untersuchung der Lebensdauer von Strahlheizrohren

Zwei LKW-Ladun­gen mit geschweiß­ten Stahl­kon­struk­tio­nen: Mit dem Auf­bau eines neu­en Prüf­stands beginnt am IOB die Vor­be­rei­tung eines wei­te­ren Kapi­tels expe­ri­men­tel­ler Unter­su­chun­gen zur Lebens­dau­er von Hochtemperaturkomponenten.

Pro­duk­ti­vi­tät und Aus­fall­si­cher­heit von Ther­mo­pro­zess­an­la­gen sind von wett­be­werbs­ent­schei­den­der Bedeu­tung für Anla­gen­be­trei­ber und ‑her­stel­ler. Die Anla­gen­in­stand­hal­tung wan­delt sich vor die­sem Hin­ter­grund von reak­ti­ven, vor­beu­gen­den Maß­nah­men zur vor­aus­schau­en­der, zustands­ori­en­tier­ter Funk­ti­ons­er­hal­tung. Der Trend zur Indus­trie 4.0 erfor­dert daher den Zustand eines Bau­teils mit Daten aus dem Betrieb indi­vi­du­ell beur­tei­len zu kön­nen. Im Hin­blick auf die Anla­gen­in­stand­hal­tung ent­steht hier ein zen­tra­ler Bedarf für zuver­läs­si­ge Model­le zur Berech­nung der Rest­le­bens­dau­er, die in moder­ne Pre­dic­ti­ve-Main­ten­an­ce-Sys­te­me inte­griert wer­den können.

In Ther­mo­pro­zess­an­la­gen stel­len Strahl­heiz­roh­re eine viel­ver­spre­chen­de Anwen­dungs­mög­lich­keit für der­ar­ti­ge Model­le dar. Strahl­heiz­roh­re wer­den in Indus­trie­öfen ein­ge­setzt, die eine räum­li­che Tren­nung der Ver­bren­nungs­pro­duk­te von der Ofen­at­mo­sphä­re erfor­dern. Typi­sche Bei­spie­le sind Anla­gen zur kon­ti­nu­ier­li­chen Feu­er­ver­zin­kung von Stahl­band. Aus­ge­stat­tet mit Reku­per­a­tor­bren­nern errei­chen Strahl­heiz­roh­re in sol­chen Anla­gen übli­cher­wei­se Stand­zei­ten von drei bis fünf Jah­ren. Beschä­digt durch Kriech­ver­for­mung und Oxi­da­ti­on ist die Dicht­heit der Strahl­heiz­roh­re danach nicht mehr sicher­ge­stellt. Die Strahl­heiz­roh­re müs­sen abge­schal­tet wer­den. Prak­tisch bedeu­tet das für Anla­gen­be­trei­ber eine Ein­schrän­kung der Anla­gen­pro­duk­ti­vi­tät, bis beschä­dig­te Strahl­heiz­roh­re schluss­end­lich wäh­rend eines Anla­gen­still­stands mit ent­spre­chen­den Pro­duk­ti­ons­ver­lus­ten aus­ge­tauscht wer­den können.

Gemein­sam mit zwei wei­te­ren Pro­jekt­part­nern, dem Insti­tut für Werk­stoff­kun­de (IfW) der TU Darm­stadt und der OWI Sci­ence for Fuels gGmbH, wird am IOB an den Ursa­chen und Ein­fluss­mög­lich­kei­ten auf die Lebens­dau­er von Strahl­heiz­roh­ren geforscht. Das Pro­jekt „Fle­xi­ble Ofen­be­triebs­wei­sen“ wur­de im Rah­men des Pro­gramms zur För­de­rung der indus­tri­el­len Gemein­schafts­for­schung (IGF) vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma mit einer Sum­me von ins­ge­samt etwa 695.000 Euro geför­dert. Ziel des Pro­jekts ist es, teil­neh­men­den Anla­gen­be­trei­bern und ‑her­stel­lern eine Metho­de zur Abschät­zung der Lebens­dau­er der ein­ge­setz­ten Hoch­tem­pe­ra­tur­kom­po­nen­ten in Abhän­gig­keit der gewähl­ten Betriebs­wei­se bereit­zu­stel­len. So soll es in Zukunft mög­lich sein, den Betrieb einer Anla­ge auch im Hin­blick auf die Aus­fall­si­cher­heit zu optimieren.

Der neue Prüf­stand wird im vor­ge­stell­ten Pro­jekt zur Unter­su­chung der Lebens­dau­er von Strahl­heiz­roh­ren bei ver­schie­de­nen Betriebs­wei­sen ver­wen­det. In dem Zwei-Kam­mer-Ver­suchs­ofen kön­nen Strahl­heiz­roh­re bei Ofen­raum­tem­pe­ra­tu­ren bis zu 1100 °C betrie­ben wer­den. Modu­la­re Kas­set­ten­ein­sät­ze erlau­ben den Ein­bau ver­schie­de­ner Strahl­heiz­rohr­sys­te­me. Die ver­wen­de­te indi­rek­te Luft­küh­lung erlaubt eine fle­xi­ble Ein­stel­lung der Ofen­raum­tem­pe­ra­tur und ermög­licht somit die Unter­su­chung anwen­dungs­na­her Lastfälle.

Neben den expe­ri­men­tel­len Unter­su­chun­gen ist der Auf­bau nume­ri­scher Simu­la­tio­nen ein wesent­li­cher Bestand­teil des Pro­jekts. Nume­ri­sche Model­le bie­ten das Poten­zi­al die Ver­for­mung eines Strahl­heiz­rohrs über einen mehr­jäh­ri­gen Ein­satz­zeit­raum inner­halb kür­zes­ter Zeit zu extra­po­lie­ren. So kann die Lebens­dau­er der Strahl­heiz­roh­re für eine Viel­zahl ver­schie­de­ner Ein­satz­sze­na­ri­en effi­zi­ent abge­schätzt werden.