Die beiden Konferenzen „European Oxygen Steelmaking Conference“ (EOSC) und „Clean Technologies in the Steel Industry“ (CTSI/CleanTech) fanden in diesem Jahr gemeinsam im Eurogress in Aachen statt. Die Veranstaltungen bieten bereits seit vielen Jahren verschiedenen Akteuren rund um die Stahlindustrie eine Möglichkeit, ihre aktuellen Arbeiten und neusten Entwicklungen zu präsentieren. Hierbei werden sowohl Stahlhersteller, Anlagenbauer, Zulieferer als auch F&E‑Vertreter angesprochen. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Transformation der gesamten Stahlindustrie entlang ihrer Wertschöpfungsketten hin zur Klimaneutralität.
Die Veranstaltung wurde am Montag, dem 17.10.2022, durch ein abendliches Get-together im Eurogress eingeleitet. Am nächsten Morgen begann die Hauptveranstaltung mit einleitenden Vorträgen von Vertretern der RWTH Aachen University und des Stahlinstitut VDEh. Diese boten einen umfassenden Überblick über die aktuelle Lage der Stahlindustrie (sowohl in Europa als auch weltweit) und über die anvisierten Ziele der Dekarbonisierung. Gerade die Rohstahlerzeugung steht hierbei vor einer großen Herausforderung. Die Rohstahlerzeugung findet in der europäischen Union zum größten Teil (ca. 60 %) über die Hochofen- und Konverterroute statt. Daher wurden für diese Prozessroute verschiedene Alternativen und Anpassungen diskutiert. Alternative Reduktionsmittel zur aktuell verwendeten Kohle wurden ebenfalls besprochen (bspw. Wasserstoff oder biogene Kohlenstoffträger), aber auch die Elektrifizierung der Rohstahlerzeugung mittels Elektrolichtbogenofen wurde eingehend in mehreren Vorträgen diskutiert. Zusätzlich wurden vielfältige Verbesserungen des aktuellen Stands der Technik und neueste Technologien vorgestellt, unter anderem aus den Bereichen der Modellierung und Simulation, der Digitalisierung und der Optimierung von Energie- und Ressourceneffizienz. Diese Maßnahmen stellen wichtige, kurzfristige Hebel dar, um die Emissionen der betreffenden Prozesse in den nächsten Jahren zu reduzieren.
Das Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik stellte hierbei zwei Vorträge vor. Carsten Gondorf präsentierte Auszüge aus einer aktuellen Projektarbeit zur Wiederverwendung von Nebenprodukten und Abfällen aus der Eisen- und Stahlerzeugung innerhalb der Stahlprozessroute. Felix Kaiser präsentierte aktuelle Analysen und Abschätzungen zu möglichen alternativen Beheizungsmethoden in der Stahlverarbeitung und den damit verbundenen ökologischen und ökonomischen Auswirkungen. Zwischen den Konferenztagen wurde eine gesellige Abendveranstaltung im Aachener Ratskeller für die Konferenzteilnehmer ausgerichtet. Die Veranstaltung wurde durch Besuche von Stahlwerken in der Aachener Region sowie einschlägigen Instituten abgerundet. Hierbei wurde ein Werk der Firma Tata Steel Netherlands BV, ein Werk der Firma Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg und verschiedene Institute der RWTH Aachen (Institut für Eisenhüttenkunde, Institut für Bildsame Formgebung und das Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik) besichtigt und bildete einen tollen Abschluss der Veranstaltung. Nähere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.