TTgoesH2: IGF Leittechnologie — Integration von Wasserstoff als klimaneutraler Energieträger in die industrielle und gewerbliche Thermoprozesstechnik
Programmkooperation zwischen dem 7. Energieforschungsprogramm und der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)
1 Januar 2021 bis 31 Dezember 2023
Projektbeschreibung
Das übergeordnete Projekt “TTgoesH2” ist in folgende Subprojekte unterteilt:
- Entwicklung ultra-emissionsarmer Verbrennungssysteme für Thermoprozessanlagen mit Wasserstoffeinsatz (ULoBurn)
- Industrielle Verbrennungsregelungen für hohe volatile Wasserstoffanteile auf Basis von Flammensignalen (GreCoCon)
- Innovative Werkstoffkonzepte für den Einsatz in Wasserstoff und dessen Verbrennungsprodukten: Feuerfestmaterialien, Stähle, Keramiken für Thermoprozessanlagen (ResInMa)
Das IOB ist an den Teilprojekten ULoBurn und ResInMa unmittelbar beteiligt.
Teilprojekt 1 – ULoBurn
Im Rahmen der Energiewende wird in Deutschland angestrebt, vermehrt aus regenerativen Quellen erzeugten Wasserstoff in die Gastransportnetze einzubringen. Mit erhöhtem Wasserstoffanteil verändert sich die Gasbeschaffenheit. Für die Branche der Thermoprozesstechnik, die vorrangig gasförmige Brennstoffe nutzt, sind damit besondere Herausforderungen verbunden. Es werden Konzepte für Verbrennungssysteme benötigt, die unter veränderlicher Brennstoffzusammensetzung, aber auch bei der Nutzung von reinem Wasserstoff geringe Schadstoffemissionen garantieren. Gerade in Bezug auf NOx-Emissionen ist in den nächsten Jahren mit einer zunehmenden Verschärfung der Grenzwerte zu rechnen. Zahlreiche physikalische und chemische Eigenschaften von Wasserstoff weichen deutlich von denen von Erdgas ab. Diese Tatsache hat gravierende Auswirkungen auf die Auslegung und Entwicklung von Brennern, Thermoprozessanlagen und deren Peripherie. Im Bereich der Nutzung alternativer Brennstoffe wie Wasserstoff verfügen die KMU der Branche noch kaum über Erfahrungen, da es bislang nur vereinzelt derartige Anlagen gibt. Im Hinblick auf die Entwicklung ultra-emissionsarmer Verbrennungssysteme für Thermoprozessanlagen von morgen, ist dieses Wissen jedoch essenziell. Im Rahmen des Vorhabens sollen Konzepte und Empfehlungen erarbeitet und validiert werden, mit denen ein sicherer und wirtschaftlicher Betrieb von Thermoprozessanlagen unter Einfluss von Wasserstoff im Brenngas möglich ist.
Teilprojekt 2 – GreCoCon
In vielen industriellen Hochtemperaturprozessen ist die Bereitstellung von Prozesswärme durch technische Verbrennungsprozesse nach wie vor unverzichtbar. Im Zuge stetig verschärfter Emissionsgrenzwerte werden, ausgehend von Großanlagen, nun auch zunehmend an kleineren Öfen Verbrennungsregelungssysteme installiert, welche das Verhältnis von Verbrennungsluft und Brenngas anhand der Abgaszusammensetzung nach dem Prozess regeln, wobei der Kontakt von Ofenatmosphäre und Produkt bereits erfolgt ist. An industriellen Großfeuerungsanlagen mit sensiblen Prozessen (z. B. Glas, Keramik) werden mögliche Schwankungen der Gasbeschaffenheit bereits vor dem Prozess auf Basis einer kostspieligen Analyse des Brenngases detektiert. Diese Problematik verschärft sich noch mehr, wenn zukünftig deutlich höhere Schwankungen der Gasbeschaffenheit auftreten. Bereits heute können Beschaffenheitsschwankungen im Erdgas auftreten, welche in einigen Anlagengruppen zu Schwierigkeiten im Verbrennungsprozess führen können, da das Verbrennungsluftverhältnis nicht nachgeregelt werden kann. Mit einer zusätzlichen Einspeisung von hohen volatilen Anteilen Wasserstoff ändern sich die Verbrennungseigenschaften deutlich stärker und machen es unabdingbar, zukünftig erheblich mehr Regeltechnik in Verbrennungsprozessen zu nutzen. Hier muss der Fokus auf kostengünstigen und zuverlässigen Systemen liegen, die für die Vielzahl von Anlagentypen vor allem für KMU zur Verfügung stehen. Derzeit gibt es keine Verfahren am Markt, welche eine einfache, kostengünstige Verbrennungsreglung zur Reaktion auf Gasbeschaffenheitsschwankungen vor oder nahe am Verbrennungsprozesses realisieren, insbesondere vor dem Hintergrund einer zukünftigen Wasserstoffeinspeisung in das Erdgasnetz
Forschungsziel ist daher die Entwicklung von kostengünstigen, schnellen Regelungssystemen für das Brennstoff-Luft-Verhältnis auf Basis optischer Signale der Flamme, wie zum Beispiel der UV-Strahlungsintensität und dem Flammenabheben.
Teilprojekt 3 – ResInMa
In absehbarer Zukunft wird der Einsatz von Wasserstoff für die Prozesswärmeerzeugung nahezu alle Betriebe des fertigenden Gewerbes betreffen. Eine rechtzeitige Vorbereitung von Bestandsanlagen und die Entwicklung von optimierten neuen Anlagen ist daher wirtschaftlich sinnvoll und notwendig.
Die Auswirkungen von Wasserstoff und Wasserdampf in der Ofenatmosphäre und in Ofenbauteilen sind bereits für einige Werkstoffe im Ofenbau untersucht worden. Bei hohen Temperaturen werden silikatbasierte Werkstoffe unter Wasserstoff- und Wasserdampfatmosphären zersetzt. Der Vorgang ist dabei von der Temperatur und den Partialdrücken von Wasserstoff, respektive Wasserdampf, abhängig. Die Schädigungsmechanismen sind weitestgehend bekannt und untersucht. In bestehenden Anlagen und Anlagenkonzepten wurde diesen Schädigungsmechanismen entsprechend den bisherigen Brenngaszusammensetzungen Rechnung getragen bzw. konnten die Auswirkungen, weil marginal, weitestgehend ignoriert werden. Durch den Einsatz von reinem Wasserstoff als Brenngas oder Brenngasbeimischung sind diese Konzepte nicht mehr ausreichend, um eine hohe Anlagenlebensdauer zu garantieren, da die Partialdrücke von Wasserstoff und Wasserdampf steigen. Das Problem wird durch die Anreicherung der Verbrennungsluft mit Sauerstoff noch verstärkt.
In der Branche tätige Firmen sind in beiden Fällen mit mehreren Unbekannten konfrontiert:
- Auswirkungen der Wasserstoff- und Sauerstoffbeimischung auf den Brennerbetrieb (Flammenlänge, Flammentemperatur, Flammengeschwindigkeit)
- Auswirkungen auf die Ofenatmosphäre (Abgastemperatur, ‑zusammensetzung und ‑geschwindigkeit, Taupunkttemperatur) und die Feuerfestzustellung.
Die Kenntnis dieser Unbekannten ist notwendig, um Auswirkungen auf Werkstoffe abschätzen und geeignete Gegenmaßnahmen entwickeln zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass durch zu erwartende Schwankungen in der Gasbeschaffenheit auch die Prozessbedingungen Schwankungen unterliegen.
Projektziele
Teilprojekt 1 – ULoBurn:
- Untersuchung der resultierenden Schadstoffemissionen eines vorwettbewerblichen Rekuperatorbrenners (mit externer Luftvorwärmung) in Abhängigkeit der Luftstufung, der internen Abgasrezirkulation sowie bei der flammlosen Verbrennung beim Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff
- Systematische Untersuchung der Effizienz von Rekuperatorbrennern beim Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff sowie die Erarbeitung neuer Konzepte zur Wirkungsgradsteigerung
- Erprobung industrienaher Rekuperatorbrenner (mit interner Luftvorwärmung) für verschiedene Szenarien der Wasserstoffbeimischung zu Erdgas
- Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Umrüstung von Bestandsanlagen und den Aufbau neuer Anlagen in Bezug auf die Sicherheitstechnik, Schadstoffemissionen und Prozessfenster bzw. Stabilitätsgrenzen
Teilprojekt 2 – GreCoCon:
- Grundlegende Charakterisierung des Signalverhaltens industrieller Sensoren bei hohen Wasserstoffanteilen im Brenngas
- Entwicklung von Regelungskonzepten auf Basis unterschiedlicher Messsignale: z.B. rein optisch, Chemilumineszenz-basiert / Kombination aus Messung der Änderungen des Ionisationsstroms sowie des Flammeneigenleuchtens
- Technische Umsetzung einer Verbrennungsregelung auf Basis der entwickelten Regelungskonzepte
- Erprobung des Reglungssystems an industriellen Brennern verschiedener Leistungsklassen im Hinblick auf Thermoprozess- und Kesselanwendungen
- Erprobung des Regelungssystems an H2-optimierten Oxy-Fuel-Brennern des Teilprojekt 1 (ULoBurn)
Teilprojekt 3 – ResInMa:
- Experimentelle und numerische Untersuchungen zur Festlegung der Randbedingungen
- Untersuchung des Einflusses von Wasserstoff auf die Festigkeit von Stählen unter zyklischer thermischer und thermomechanischer Belastung
- Untersuchung des Einflusses von Wasserstoff auf die Festigkeit der Stähle unter zyklischer thermischer und thermomechanischer Belastung
- Abschätzung des Einflusses verschiedener Schädigungsmechanismen und Reaktionen auf Feuerfestmaterial, Keramiken und Coatings
- Ermittlung des Langzeitverhaltens ausgewählter Werkstoffe unter den ermittelten Randbedingungen bei atmosphärisch-zyklischer Belastung und Dauerbelastung
- Ermittlung und Quantifizierung der Schädigungen durch Wasserstoff und Wasserdampf an den Werkstoffproben
- Entwicklung eines Werkstoffkonzepts für den effizienten Einsatz von Wasserstoff in Thermoprozessanlagen
Projektpartner
- Lehrstuhl für gas- und wärmetechnische Anlagen at TU Bergakademie Freiberg [Teilprojekte 1 and 3]
- Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg (DBI) [Teilprojekte 1 and 2]
- Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI) [Teilprojekt 2]
- Institute for Combustion and Gas Dynamics at the University Duisburg-Essen [Teilprojekt 2]
- Leibniz Institute for Material-Oriented Technologies (IWT) [Teilprojekt 3]
Weitere Informationen
Ansprechpartner
Förderung
Diese Projekte werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
IGF Vorhaben-Nr: 31 LBG (ULoBurn) und 33 LBG (ResInMa)