Projektbeschreibung
Zur Herstellung moderner Werkstoffe ist eine exakte Temperaturführung während der Wärmebehandlung erforderlich. Die Prozesse zur Behandlung von Aluminium- und Kupferwerkstoffen sowie einiger Stahlsorten mit einer Behandlungstemperatur bis 800 °C werden häufig in Hochkonvektionsöfen mit Zwangsumwälzung durchgeführt. Dabei wird ein hohes Maß an Temperaturgleichmäßigkeit im Ofen gefordert. Da die Wärmeübertragung über Konvektion erfolgt, ergibt sich daraus die Forderung nach einem möglichst großen und gleichmäßigen Volumenstrom. In Hochkonvektionsanlagen werden Ventilatoren verschiedener Bauart eingesetzt, hauptsächlich Axial- und Radialventilatoren, Querstromventilatoren bilden bisher die Ausnahme. Die nachstehende Tabelle listet die wichtigsten Eigenschaften (Wirkungsgrad und maximale Betriebstemperatur) sowie Vor- und Nachteile der verschiedenen Ventilatortypen auf.
Vergleich verschiedener Ventilatorbauarten
Als Alternative zu den bisher hauptsächlich eingesetzten Laufradtypen bieten sich Querstromventilatoren an. Querstromventilatoren sind Ventilatoren, die das Prozessgas radial ansaugen und ausblasen. Sie erreichen bei gleichem Volumenstrom eine höhere Strömungsgleichmäßigkeit als ein vergleichbares Radialgebläse. Die Strömungsgeschwindigkeit ist nahezu homogen über die Ausblasbreite. Dies ist ein entscheidender Vorteil für den Einsatz in Thermoprozessanlagen, da hier ein gleichmäßiger Volumenstrom über die gesamte Ofen- bzw. Zonenbreite gefordert ist. In dem vorangegangenen IGF-Vorhaben 18418 N konnte gezeigt werden, dass Querstromventilatoren die strömungstechnischen Anforderungen für den Einsatz in typischen Industrieöfen erfüllen. Der im vorangegangenen IGF-Vorhaben 18418 N am Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik aufgebaute Heißversuchsstand eignet sich zur Untersuchung von Querstromventilatoren bei einer Prozesstemperatur bis 500 °C. Der Querstromventilator ist an einen Strömungskanal angeflanscht, sodass das Ventilatormodul einfach ausgetauscht werden kann. Die Luft wird im Heißversuchsstand im geschlossenen Kreis gefördert. Die Anlagenkennlinie kann über eine Drosselvorrichtung eingestellt werden. Vier gleichläufige Drosselklappen werden dabei über einen Linearaktuator gesteuert. Durch die Positionsrückmeldung des Elektrozylinders kann der Betriebspunkt reproduzierbar eingestellt werden. Die Beheizung des Versuchsstands erfolgt über ein 40 kW Heizregister, mit zugehöriger Regelung. Als Regelgröße wird ein Thermoelement im Heizregister verwendet. Es sind zwei Messstellen zur Strömungsmessung vorhanden, zum einen im unteren horizontalen Kanalsegment, am Auslass des Ventilators. Hier kann das Abströmprofil des Ventilators örtlich aufgelöst gemessen werden. Für den Fall, dass sich der Volumenstrom aufgrund von instationären Effekten nicht genau genug bestimmen lässt, ist eine weitere Messstelle im oberen horizontalen Abschnitt vorgesehen. Hier wird die Strömung durch zwei 90°-Krümmer und die Drosselung gleichgerichtet.
Querstromventilator Heißversuchsstand am IOB
Ziel dieses Projekts ist die Auslegung eines thermomechanisch stabilen Querstromventilators für den Einsatz in Thermoprozessanlagen. Dazu werden numerische Untersuchungen zur Steigerung der thermomechanischen Stabilität mittels Finite Elemente Methode und der Einfluss auf die strömungsmechanischen Eigenschaften mittels numerischer Strömungsmechanik durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchungen wird ein Fertigungsmuster konstruiert und gefertigt. Dieses Funktionsmuster wird anschließend in den um ausführliche Sensorik ergänzten Heißversuchsstand eingebaut und hinsichtlich seines Strömungs- und Schwingungsverhaltens untersucht.
Auf Basis der Ergebnisse dieses Projekts sollen Anlagenbauer und Zulieferer die Möglichkeit haben die Konstruktionsempfehlungen zu adaptieren, um thermomechanisch stabile Querstromventilatoren zu bauen. Daraus resultierend sollen Querstromventilatoren einen möglichst breiten Einsatz in konvektiven Wärmebehandlungsanlagen finden.
Projektziele
- Numerische Auslegung eines Querstromläufers mit Fokus auf thermomechanischer Stabilität
- Numerische Bestimmung der strömungsmechanischen Eigenschaften eines Querstromläufers mit verbesserter thermomechanischer Stabilität
- Konstruktion und Fertigung eines Funktionsmusters
- Aufbau und Inbetriebnahme von erweiterter Sensorik zur Untersuchung des Schwingungsverhaltens von Querstromventilatoren am vorhandenen Heißversuchsstand
- Experimentelle Untersuchung des Schwingungsverhaltens des Querstromläufer Funktionsmusters
Ansprechpartner
+49 241 80–26080
Förderung
Das Projekt (Vorhaben Nr. 20783 N) wurde mit Unterstützung der Forschungsgemeinschaft Industrieofenbau e.V. (FOGI) über das Forschungskuratorium Maschinenbau e.V. (FKM) eingereicht. Es wird über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und ‑entwicklung (IGF) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages finanziell gefördert.