FlexHybHeat: Verfahrensentwicklung für ein hybrides Beheizungskonzept zur hochflexiblen und CO2-armen Knüppelerwärmung in Elektrostahlwerken
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), 01. Juli 2024 bis 30. Juni 2027
Projektbeschreibung
Gesamtziel des Projektes FlexHybHeat ist es, ein flexibles Beheizungskonzept für die Stahlknüppel-Wiedererwärmung zu entwickeln. Das Beheizungskonzept soll trotz individueller Reihenfolgewünsche des Walzwerks in der Lage sein Warm- und Direkteinsatzquoten von 10% und 70% bei gleichzeitig individuell wählbarer Ziehtemperatur je Knüppel zu erreichen. Der durch den erhöhten Direkteinsatz sinkende Primärenergiebedarf geht mit einer CO2-Reduktion einher, welche durch den Einsatz erneuerbarer Energien in Form von beispielsweise Strom oder Wasserstoff weiter gesenkt werden soll. Eine Steigerung des Direkteinsatzes bei gleichbleibender Flexibilität ist nur durch ein neuartiges mehrstufiges Beheizungskonzept möglich. Zur Vorhersage der Knüppeltemperatur werden thermische Modelle der Teilanlagen zu einem Prozesskettenmodell zusammengefasst und in ein Prozessführungssystem übersetzt, welches die Steuerung der Gesamtanlage übernimmt. Ein ebenfalls zu entwickelndes Life Cycle Assessment wird in das Prozesskettenmodell sowie das Prozessführungssystem integriert, um sowohl bei der Auslegung eines Beheizungssystems als auch bei deren Betrieb kontinuierlich den Einfluss von beispielsweise Energieträgerwechseln, Lastverlagerungen oder Direkteinsatzquoten auf die Effizienz, den CO2-Fußabdruck sowie die Kosten darstellen zu können. So leistet dieses Vorhaben einerseits einen Beitrag zur Dekarbonisierung im Bereich der Stahlverarbeitung, andererseits aber auch zur Akzeptanz von rechnergestützten Prozessfahrweisen in der Industrie. Die entwickelte Lösung soll nicht nur für neue Ofenanlagen, sondern möglichst auch für Retrofit-Installationen geeignet sein und damit eine kurzfristige Marktdiffusion ermöglichen.
Frisch gegossene Stahlknüppel auf dem Weg zur Wiedererwärmung
Die Aufgabengebiete der Projektpartner führen zur Gliederung des Verbundvorhabens in drei Teilvorhaben:
- Modifikation des industriellen Prozessführungssystems und Untersuchung der Einflüsse auf den Betrieb sowie Validierungsversuche (ESF)
- Konzeption, Entwicklung und Implementierung des Prozessführungssystems für das mehrstufige Beheizungskonzept (GIWEP)
- Aufbau von Anlagenmodellen und eines online Life Cycle Assessment zur Zusammenführung in ein Prozesskettenmodell (IOB)
Im Rahmen des Projekts werden thermische Prozessmodelle potentieller Erwärmungsanlagen aufgebaut. Die Anlagenmodelle der ESF-Anlagen (Hubherdofen, Induktor, etc.) werden durch Messkampagnen validiert. In einem Prozesskettenmodell werden die einzelnen Anlagenmodelle gekoppelt, um mehrstufige Erwärmungsprozesse abbilden zu können.
Parallel wird das aktuelle Ofenleitsystem analysiert und ein Prozessführungssystem entwickelt, welches mehrstufige Erwärmungsprozesse handhaben kann. Ein Life Cycle Assessment wird ebenfalls entwickelt und in das Prozessführungssystem integriert. Das Prozesskettenmodell bietet die Möglichkeit verschiedene Beheizungsszenarien gegeneinander zu testen, um das optimale Konzept für ESF zu entwickeln.
Validierungsversuche von Prozessketten, welche durch Einzelversuche an den bestehenden Anlagen nachgestellt werden können, dienen der Validierung der Prozesskettensimulation sowie des Prozessführungssystems.
Die ESF stellt die Datenbasis und das KnowHow für die Knüppelerwärmung bereit, welche für die Entwicklung eines flexiblen Beheizungskonzepts notwendig sind. Im weiteren Projektverlauf werden die Validierungsmessungen für die Anlagenmodelle, die Umrüstung des Prozessführungssystems sowie die Validierungsversuche für eine Auslegung des flexiblen Beheizungskonzepts bei ESF im Werk Riesa durchgeführt.
GIWEP übernimmt die Analyse der aktuellen Ofensteuerung bei ESF und wird darauf aufbauend ein neues Prozessführungssystem entwickeln. Das Prozessführungssystem wird zum einen die mehrstufige Erwärmung an Hand des Prozesskettenmodells abbilden als auch das Life Cycle Assessment integrieren. Im Projektverlauf führt GIWEP Schleppversuche an den bestehenden Anlagen durch, um die Modelle zu validieren.
Das IOB startet mit der Entwicklung von Anlagenmodellen für Erwärmungsanlagen, welche im Projektverlauf zu einem Prozesskettenmodell verknüpft werden, sodass Erwärmungsszenarien evaluiert werden können. Parallel findet der Aufbau eines Life Cycle Assessments statt, welches zusammen mit dem Prozesskettenmodell anschließend in das Prozessführungssystem von GIWEP überführt wird.
Es werden von allen Partnern gemeinsam Validierungsmessungen bei ESF durchgeführt. Das IOB führt hierzu Abgasmessungen, sowie Temperaturmessungen der Ofenstruktur durch.
Projektziele
Das übergeordnete Projektziel ist bereits durch den Projekttitel „Verfahrensentwicklung für ein hybrides Beheizungskonzept zur hochflexiblen und CO2-armen Knüppelerwärmung in Elektrostahlwerken“ gegeben. Folgende Teilziele sollen erreicht werden:
- Prozessmodelle zur Beschreibung der Erwärmungscharakteristik sowie des Energieumsatzes einzelner Anlagen
- Digitales Gesamtmodell für optimale Fahrweise
- Maximierung des Direkteinsatzes zur Reduktion des Primärenergiebedarfs und der CO2-Emissionen
- Basisentwicklung eines Level-2-Prozessführungssystems für ein neuartiges Erwärmungsverfahren
Projektpartner
Kontakt
Förderung
Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter dem Förderkennzeichen 03EN2112A finanziert.
Die Förderung erfolgt im Rahmen des 8. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung.