Industrieofentechnik
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Fachbereiche
Wärmeübertragung, Strömungsmechanik, Prozessmodellierung, Wärmebehandlung, Strukturmechanik
Aktivitäten
Zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in Thermoprozessanlagen ist ein tiefgreifendes Verständnis der vorliegenden Wärmeübertragung und Strömungsvorgänge essentiell. Die Prozesse werden dazu modelliert, untersucht und optimiert.
Die Arbeitsgruppe verfügt dafür über eine Vielzahl von Prüfständen, welche mit umfangreicher und moderner Messtechnik ausgestattet sind. Die experimentellen Methoden werden durch analytische, (semi-)empirische Modelle und numerische Simulationen (CFD/ FEM) ergänzt. Eine Kombination aus experimentellen, analytischen und numerischen Untersuchungen ermöglicht dabei eine ausführliche Abbildung der physikalischen Vorgänge.
Wärmeübertragung in Thermoprozessanlagen
Die Wärmeübertragung beim Aufheizen und Abkühlen des Gutes in einem Industrieofen hat einen direkten Einfluss auf die Effizienz der Anlage. Dabei stehen die beiden Wärmeübertragungsmechanismen der (erzwungenen) Konvektion und der Wärmestrahlung im Fokus der Arbeitsgruppe.
Hauptaugenmerk bei der Untersuchung der erzwungenen Konvektion ist die Strömung des Fluids in der Thermoprozessanlage. Neben der makroskopischen Strömungsführung durch Ventilatoren ist auch die lokale Strömung in Gutnähe hochrelevant. Sie bestimmt maßgeblich die erzielbaren Wärmeübergangskoeffizienten zwischen Gut und Fluid. Diese beeinflussen die im Prozess erzielbaren Aufheiz- und Abkühlraten. Aktuelle Forschungsarbeiten beschäftigen sich hier sowohl mit Gas- als auch Wasserquenching-Systemen. Dabei werden die unter verschiedenen Gesichtspunkten erzielbaren Abkühlraten und Problemstellungen betrachtet, die auch einen direkten Einfluss auf die Materialeigenschaften haben.
Für den Bereich strahlungsdominierter Prozesse arbeitet die Arbeitsgruppe an Strahlungsmodellen, welche die Betrachtung beliebiger zwei- und dreidimensionaler Geometrien ermöglichen. Diese dienen der Entwicklung von Prozessmodellen zum Beispiel zur flexiblen Chargenplanung und Vorhersage der Durchwärmzeit des Gutes, um Prozesszeiten möglichst kurz und damit energieeffizient zu gestalten.
Fluid-Struktur-Interaktion
Die Strömung in Thermoprozessanlagen kann zu unerwünschten Phänomenen wie düseninduzierten Bandschwingungen in Glühlinien oder Schwebebandöfen führen, die wiederum eine Beschädigung des Gutes oder des Ofens hervorrufen können. Ebenso können in Kombination mit hohen Temperaturen wichtige Anlagenbauteile wie beispielweise Ventilatoren, in einigen Betriebszuständen (z.B. durch Eigenschwingungen bei einer bestimmten Drehzahl), beschädigt werden. Hier wird neben experimentellen Untersuchungen auch an Möglichkeiten zur zuverlässigen numerischen Modellierung solcher Phänomene gearbeitet.
Hochflexible Wärmebehandlung
Der institutseigene Glühsimulator ermöglicht die Durchführung maßgeschneiderter Wärmebehandlungen, mit deren Hilfe ein optimaler Glühzyklus für metallische Proben abgeleitet werden kann. Dazu können beliebige Atmosphären (von Schutzgas bis zu 100 % Wasserstoff), sowie rasche Aufheiz- und Abkühlraten eingestellt werden. Die ebenfalls am Institut vorhandene modulare Wärmebehandlungsanlage ermöglicht neben der Abkühlung mit Luft auch eine Abkühlung mit Wasser unter beliebigen Düsenfeldern, sowie ein gezieltes Anlassen von Proben mit Abmessungen von max. 300 mm x 200 mm. Mit diesen Versuchsanlagen wird die Werkstofftechnik mit dem Prozess verbunden, was die detaillierte Untersuchung einzelner Problemstellungen, aber auch die anschließende Übertragung auf die industrielle Anlage ermöglicht.
Strukturelle Integrität, Lebensdaueroptimierung und Vorhersage
Neben der Betrachtung der Wärmeübertragung und Strömungsführung in Thermoprozessanlagen spielt in vielen Anwendungen auch die thermisch induzierte Spannungsverteilung der Anlagenkomponenten (z.B. Strahlheizrohre, Düsenkästen) eine Rolle. Durch die Anwendung von numerischen Methoden (z.B. FEM) können Thermospannungen in Abhängigkeit der Temperaturverteilung und der Einspannsituation berechnet und Bauteilversagen vorhergesagt werden. Eine Kombination mit Kriechmodellen lässt die Erweiterung thermischer Spannungsmodelle zu Modellen der Lebensdauervorhersage zu.
Projekte
Laufende Projekte
- Entwicklung und experimentelle Validierung numerischer Wärmeübergangsmodelle für Prallstrahlen (AiF IGF)
- Prozessmodellierung des Drahtpatentierens im Bleibad und Evaluierung von bleifreien Alternativen (AiF IGF)
- Wärmeübertragung bei Oberflächenkontakten in Vorwärm- und Wärmebehandlungsprozessen (AiF IGF)
- Steigerung der thermomechanischen Stabilität von Querstromventilatoren für den Einsatz in Thermoprozessanlagen (AiF IGF)
- Definierte Einstellung von Wärmeübergangsprofilen in Sprühdüsenfeldern zur Optimierung der Wärmebehandlung in Banddurchlaufanlagen (AiF IGF)
- Verbesserung der Wärmeübertragung in Rohrbündelrekuperatoren durch Einsatz strukturierter Rohre (AiF ZIM)
- Dezentrale Wasserstoffaufbereitung von Biogas durch Dampfreformierung – BioH2Ref (BMWK)
- CO2-neutraler Saint-Gobain Standort Herzogenrath Machbarkeitsuntersuchungen – COSIMa (progres.NRW)
Abgeschlossene Projekte
- Semantische Interoperabilität heterogener Prozessmodelle unter Einbindung von Prozessdaten zur Qualitätsverbesserung und Energieeinsparung bei gekoppelten Umform- und Thermoprozessen der Metallindustrie (AiF IGF)
- Neues Tunnelofenkonzept zur Einsparung von fossiler Energie und CO2 beim Brennen von Ziegeln (AiF IGF)
- Wärme- und werkstofftechnische Auswirkungen von Wasserstoffatmosphären bei der Wärmebehandlung (AiF IGF)
- Entwicklung metallischer Hochleistungsrekuperatoren für die Erschließung neuer Einsatzgebiete (AiF ZIM)
- Wärmetechnische Charakterisierung von Oberflächenkontakten (AiF IGF)
- Oberflächenvergrößerung und Lebensdauererhöhung von Strahlheizrohren durch den Einsatz strukturierter Bleche (AiF IGF)
- Neues Tunnelofenkonzept zum energieeffizienten Brennen von Ziegeln (AiF IGF)
- Entwicklung eines interaktiven Chargenplanungssystems für Plasmanitrieranlagen (AiF ZIM)
- Entwicklung einer innovativen heiß-isostatischen Presse zur kombinierten Verdichtung und Wärmebehandlung von Halbzeugen und Bauteilen (AiF ZIM)
- Einfluss der Wärmeübertragung auf die Prozessstabilität kontinuierlicher Bandanlagen (AiF IGF)
- Entwicklung von Querstromventilatoren für den Einsatz in Thermoprozessanlagen (AiF IGF)
- Vorrichtung zur Messung von großen Volumenströmen bei hohen Einsatztemperaturen in Industrieöfen (AiF IGF)
- Stabilitätsbetrachtungen für metallische Bänder unter dem Einfluss von Düsenfeldern (AiF IGF)
- Entwicklung eines Mehrlagen-Kammerofens für das Presshärten von Blechplatinen für den Automobilbau mit dem Ziel der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit (AiF ZIM)
- Vorrichtung zur Volumenstrommessung bei der Hochkonvektionswärmebehandlung (AiF IGF)