IGF-Projekt 14153 N

Verbesserung von Produktqualität und Wirtschaftlichkeit von Industrieöfen mit Schutzgasatmosphären durch die Optimierung des Atmosphärenwechsels

Die Bedeu­tung von Glüh­pro­zes­sen unter Schutz­gas bzw. Reak­ti­ons­gas nimmt seit Jah­ren zu. Vor allem die Anfor­de­run­gen an die Qua­li­tät von Pro­zess­gas­at­mo­sphä­ren, ins­be­son­de­re bei leicht brenn­ba­ren bzw. ent­zünd­li­chen Pro­zess­ga­sen, sind auf­grund der gefor­der­ten Per­so­nen- und Anla­gen­si­cher­heit im All­ge­mei­nen sehr hoch.

Das Spü­len des frei­en Ofen­vo­lu­mens mit nicht brenn­ba­ren Gasen zur Durch­füh­rung eines siche­ren Atmo­sphä­ren­wech­sels kann unter allen Pro­zess­be­din­gun­gen durch­ge­führt wer­den. Das freie Ofen­vo­lu­men wird dabei solan­ge mit Spül- oder Pro­zess­gas gespült, bis die Kon­zen­tra­ti­on der pro­zess­re­le­van­ten Gas­kom­po­nen­ten bezüg­lich Sicher­heit und Qua­li­tät die Ziel­wer­te erreichen.

Das For­schungs­ziel ist eine ver­tief­te Kennt­nis des Atmo­sphä­ren­wech­sels bei dis­kon­ti­nu­ier­lich betrie­be­nen Schutz­gas­öfen. Hier­bei sol­len ver­schie­de­ne Gas­wech­sel­stra­te­gien hin­sicht­lich ihrer Effi­zi­enz ana­ly­siert wer­den. Dadurch wird es mög­lich, Ein­fluss­pa­ra­me­ter zu iden­ti­fi­zie­ren und in neue Kon­zep­te zum Atmo­sphä­ren­wech­sel ein­flie­ßen zu lassen.

Ziel­grö­ße ist eine Ver­rin­ge­rung der erfor­der­li­chen spe­zi­fi­schen Gas­men­ge und der Spül­zeit (Erhö­hung der Pro­duk­ti­vi­tät). Die unter­such­ten Ein­fluss­grö­ßen sind:

  • Anord­nung und Aus­bil­dung der Gasein- und ‑aus­läs­se,
  • Spül­gas­vo­lu­men­strom,
  • Pro­zess­gas­vo­lu­men­strom (durch Ven­ti­la­tor umge­wälz­ter Volumenstrom).

Dazu sind phy­si­ka­li­sche und nume­ri­sche Simu­la­tio­nen an Kalt­mo­del­len sowie Unter­su­chun­gen an einem indus­tri­el­len Schutz­gas-Kam­mer­ofen durch­ge­führt worden.

Die Ergeb­nis­se der Labor­ver­su­che ohne Ven­ti­la­tor (Zwang­um­wäl­zung) zei­gen, dass

  • Ein- und Aus­lass­durch­mes­ser bei glei­cher räum­li­cher Anord­nung einen sehr gerin­gen Ein­fluss auf den Atmo­sphä­ren­wech­sel haben.
  • eine räum­li­che Varia­ti­on der Ein- und Aus­läs­se zwar erheb­li­che Ein­flüs­se auf die sich aus­bil­den­den Strö­mungs­struk­tu­ren aber auf­grund der hohen tur­bu­len­ten Ver­mi­schung nur einen gerin­gen Ein­fluss auf den gesam­ten Gas­wech­sel haben, sodass sich der Ver­lauf des Atmo­sphä­ren­wech­sels in allen Vari­an­ten bis zum Zeit­punkt θ = 5 nahe­zu ange­gli­chen hat.

Labor­ver­su­che mit Ven­ti­la­tor haben erge­ben, dass

  • bei lau­fen­dem Gasum­wäl­zer die freie Kon­vek­ti­on, ver­ur­sacht durch Tem­pe­ra­tur- oder Kon­zen­tra­ti­ons­gra­di­en­ten, eine für den Atmo­sphä­ren­wech­sel zu ver­nach­läs­si­gen­de Rol­le spielt.
  • die Anord­nung der Spül­gas­ein­läs­se nur zu Beginn des Gas­wech­sels eine Rol­le spielt; im wei­te­ren Ver­lauf glei­chen sich alle unter­such­ten Vari­an­ten ein­an­der an.
  • der umge­wälz­te Volu­men­strom (Gasum­wäl­zer) und der Spül­gas­vo­lu­men­strom eben­falls nur zu Beginn des Atmo­sphä­ren­wech­sels einen Ein­fluss haben.

Die Betriebs­ver­su­che am Schutz­gas-Kam­mer­ofen zei­gen, dass

  • der Atmo­sphä­ren­wech­sel unter Betriebs­be­din­gun­gen (heiß-Ver­such) die O2-Sicher­heits­gren­ze von 1 % inner­halb der 5‑fachen Sicher­heits-Spül­men­ge θ = 5 erreicht; im kalt-Ver­such wird dies nicht sicher erreicht.
  • eine höhe­re Ofen­tem­pe­ra­tur den Atmo­sphä­ren­wech­sel erheb­lich beschleunigt.

Aus Sicher­heits­grün­den muss ange­merkt wer­den, dass

  • gera­de bei Öfen die län­ge­re Still­ge­stands­zei­ten hat­ten beach­tet wer­den muss, dass die Ofen­kon­struk­ti­on und Iso­lie­rung den ers­ten Atmo­sphä­ren­wech­sel auf­grund einer schlech­ten Durch­strö­mung ver­zö­gern kann (Tot­raum­ge­bie­te).
  • die Über­wa­chung der 5‑fachen Sicher­heits-Spül­gas­men­ge (DIN-EN 746–3) nicht aus­reicht als Sicher­heits­kri­te­ri­um für den Atmo­sphä­ren­wech­sel. Die zusätz­li­che Über­wa­chung von sicher­heits­re­le­van­ten Gas­kom­po­nen­ten ist an kri­ti­schen Stel­len notwendig.

Schlussbericht

Böl­ling, R.; Valen­te-Simoes, J.-P.; Pfei­fer, H.: Ver­bes­se­rung von Pro­dukt­qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit von Indus­trie­öfen mit Schutz­gas­at­mo­sphä­re durch die Opti­mie­rung des Atmo­sphä­ren­wech­sels, FOGI-Nr. FV 679, For­schungs­ge­mein­schaft Indus­trie­ofen­bau e.V., Frankfurt


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Die­ses For­schungs­vor­ha­ben wur­de durch die For­schungs­ge­mein­schaft Indus­trie­ofen­bau e.V. über das For­schungs­ku­ra­to­ri­um Maschi­nen­bau e.V. bean­tragt und durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft über die Arbeits­ge­mein­schaft indus­tri­el­ler For­schungs­ver­ei­ni­gun­gen e.V., AiF-Nr. 14153 N, finan­zi­ell gefördert.