AMAP Projekt 5

Nachhaltiges Aluminium-Recycling: Effizientes Einschmelzen

Im Advan­ced Metals And Pro­ces­ses For­schungs­clus­ter (AMAP) bear­bei­ten ver­schie­de­ne For­schungs­stel­len und Unter­neh­men gemein­sam vor­wett­be­werb­li­che Pro­blem­stel­lun­gen. Das „Pro­jekt 5 – Alu­mi­ni­um Recy­cling“, in wel­chem das IOB invol­viert ist, the­ma­ti­siert die Model­lie­rung des Erwär­mungs- und Ein­schmelz­vor­gangs von Alu­mi­ni­um-Schrot­ten (z.B. Geträn­ke­do­sen, sog. UBCs – „used bevera­ge cans“, sie­he Abbil­dung 1). Ver­gli­chen mit der Erzeu­gung von pri­mä­rem Alu­mi­ni­um, ist das Recy­celn von ver­wen­de­tem Alu­mi­ni­um (wie bei­spiels­wei­se Geträn­ke­do­sen) ener­ge­tisch güns­ti­ger und führt gleich­zei­tig zu deut­lich gerin­ge­rer CO2 Produktion.

UBC

Abb. 1: Paket aus lackier­ten, gebrauch­ten Geträn­ke­do­sen (UBCs)

Das Ein­schmel­zen von Alu­mi­ni­um­schrott ist ein wich­ti­ger Vor­gang in der Recy­cling­ket­te und erfor­dert eine detail­lier­te Betrach­tung aller betei­lig­ten Mecha­nis­men. Ein bes­se­res Ver­ständ­nis für die­se Mecha­nis­men wie z.B. der Wär­me­über­tra­gung oder der Pyro­ly­se führt zu einer wei­te­ren Opti­mie­rung des Recy­cling-Kon­zepts. Dabei wer­den Fra­ge­stel­lun­gen zu den Metall­ver­lus­ten und der orga­ni­sche Kon­ta­mi­na­ti­on der Alu­mi­ni­um­schrot­te untersucht.

Die Haupt­auf­ga­be des IOB im Rah­men des AMAP P5 Kon­sor­ti­ums besteht dar­in, eine CFD Simu­la­ti­on der ver­schie­de­nen unter­such­ten Phä­no­me­ne zu gene­rie­ren. Die am IOB unter­such­ten Bei­trä­ge sind die Model­lie­rung des Ver­bren­nungs­vor­gangs, im spe­zi­el­len der flam­men­lo­sen Ver­bren­nung, die (Strahlungs-)Wärmeübertragung auf das zu schmel­zen­de Gut sowie die Pyro­ly­se der anhaf­ten­den Orga­nik (Lacke und Kühlschmiermittel).

Cha­rak­te­ris­tisch für die flam­men­lo­se Ver­bren­nung ist die star­ke Rezir­ku­la­ti­on der Ver­bren­nungs­pro­duk­te, die in einer her­ab­ge­setz­ten Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tur und einer räum­lich aus­ge­dehn­ten Reak­ti­ons­zo­ne resul­tiert. Das Feh­len der Tem­pe­ra­tur­spit­zen und somit einer Flam­men­front ver­ur­sacht eine nicht mit dem mensch­li­chen Auge erfass­ba­re Reak­ti­ons­zo­ne. Eine nume­ri­sche Berech­nung die­ses Vor­gangs mit den bereits imple­men­tier­ten Model­len ist nicht mög­lich und erfor­dert eine Erwei­te­rung der che­mi­schen Reak­ti­ons­me­cha­nis­men. In Abbil­dung 2 ist die OH° Kon­zen­tra­ti­on auf der Mit­tel­ebe­ne eines Pilot-Ofen-Modells dar­ge­stellt. Im Ver­gleich zu einer kon­ven­tio­nel­len Ver­bren­nung, ist die­se nicht an der Bren­ner­mün­dung kon­zen­triert, son­dern ragt rela­tiv weit in den Ofen hin­ein. Auch die Tem­pe­ra­tur­spit­zen lie­gen mit ca. 900 °C deut­lich unter­halb der adia­ba­ten Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tur und ent­spre­chen damit den flam­men­lo­sen Bedingungen.

Pilot-Ofen-Modell

Abb. 2: OH-Kon­zen­tra­ti­on im Pilot-Ofen-Modell

Die durch die beschrie­be­ne Ver­bren­nung erhitz­ten Ofen­wän­de leis­ten einen Teil der Wär­me­über­tra­gung an das Gut in Form von Strah­lungs­en­er­gie. Um die Strah­lungs­wär­me­über­tra­gung an ein als porö­ses Medi­um model­lier­tes Ein­satz­ma­te­ri­al zu berech­nen, müs­sen die von kom­er­zi­el­len Sol­vern bereit gestell­ten Strah­lungs­mo­del­le wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den. Dies wird eben­falls vom IOB mit bearbeitet.

Ein wei­te­rer Teil des AMAP P5 ist die Unter­su­chung der bereits zuvor genann­ten Pyro­ly­se­gas-Emis­sio­nen aus ver­schie­de­nen, mit Orga­nik kon­ta­mi­nier­ten Schrot­ten wäh­rend der Erwär­mung. Anhand von expe­ri­men­tel­len Unter­su­chun­gen wer­den die Pyro­ly­se­gas-Emis­sio­nen cha­rak­te­ri­siert, um die Wech­sel­wir­kun­gen der­ar­ti­ger Gase mit der Schmel­ze betrach­ten und die Emis­si­on in CFD-Simu­la­tio­nen inte­grie­ren zu kön­nen. Hier­zu wer­den im Labor­maß­stab klei­ne Men­gen des zu unter­su­chen­den Mate­ri­als mit defi­nier­ter Auf­heiz­ra­te von Raum­tem­pe­ra­tur bis knapp unter­halb des Schmelz­punk­tes erwärmt. Bei Tem­pe­ra­tu­ren ab ca. 350 °C fin­den Zer­set­zungs­re­ak­tio­nen der orga­ni­schen Kom­po­nen­ten statt, die zu Teer‑, Öl und Gas­emis­sio­nen füh­ren. Ent­ste­hen­de Gase wer­den mit Ana­ly­se­sys­te­men (FTIR etc.) unter­sucht. Die dar­aus gewon­ne­nen Erkennt­nis­se las­sen Rück­schlüs­se auf die Zer­set­zungs­vor­gän­ge und Reak­ti­ons­me­cha­nis­men sowie über den kalo­ri­schen Bei­trag der Gase zur Ofe­n­ener­gie­bi­lanz zu.