DFG-Projekt PF 394/10–1

Grundlagenuntersuchungen zur Bildung von Stickoxiden im Lichtbogenofen

Hin­sicht­lich der NOx-Emis­sio­nen des Licht­bo­gen­ofens gibt es in Euro­pa fast kei­ne Unter­su­chun­gen und in den USA nur sehr weni­ge publi­zier­te wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten. Die NOx-Emis­si­on des Licht­bo­gen­ofens ist zum einen von in der Regel sich schnell ändern­den Betriebs­grö­ßen (z. B. Licht­bo­gen­län­ge, Ein­schalt­vor­gän­ge, Zusam­men­set­zung der Atmo­sphä­re im Licht­bo­gen­ofen) und zum ande­ren von der Betriebs­wei­se (z. B. Ein­satz von Brenn­stof­fen wie Erd­gas) abhän­gig. Die Aus­wir­kun­gen der Pro­zess­zu­stän­de und der Licht­bo­gen­pa­ra­me­ter wie Licht­bo­gen­län­ge, Licht­bo­gen­strom, Gleich- (DC) oder Wech­sel­strom­be­trieb (AC) des Licht­bo­gen­ofens auf die NOx-Emis­sio­nen sind noch nicht erforscht.

Die Zusam­men­set­zung der Ofen­at­mo­sphä­re ver­än­dert sich mit dem Betriebs­zu­stand des Licht­bo­gen­ofens stän­dig und weicht in der Regel deut­lich von den bekann­ten Abgas­zu­sam­men­set­zun­gen bei der Ver­bren­nung von fos­si­len Brenn­stof­fen, für die die NOx-Bil­dungs­me­cha­nis­men in den ver­gan­ge­nen Jah­ren inten­siv unter­sucht wur­den, ab. Somit sind die For­schungs­er­geb­nisss aus die­sem Bereich nicht auf die Ver­hält­nis­se im Licht­bo­gen­ofen über­trag­bar. Die hohen Gas­tem­pe­ra­tu­ren bis 1800 °C im Ofen­raum sowie der elek­trisch lei­ten­de Licht­bo­gen mit Strom­stär­ken von bis zu 100 kA und Tem­pe­ra­tu­ren des Gas­plas­mas von 8000 bis 10000 K stel­len gute Bil­dungs­be­din­gun­gen für Stick­oxi­de in N2/O2/CO2-hal­ti­gen Gas­ge­mi­schen dar.

Zur Unter­su­chung der Bil­dung von Stick­oxi­den (NOx) wur­den an einem gas­dich­ten Labor-Licht­bo­gen­ofen, der für die­se Ver­su­che umge­rüs­tet wer­den muss­te, eine Rei­he von Ver­su­chen durch­ge­führt. Das Ziel der Ver­su­che war die Bestim­mung der NOx-Men­gen im Ofen­ab­gas in Abhän­gig­keit der zu vari­ie­ren­den Pro­zess­pa­ra­me­ter. Im Rah­men der Ver­su­che wur­den daher eine Rei­he von Para­me­tern, wie die Zusam­men­set­zung der Ofen­at­mo­sphä­re, der Gas­vo­lu­men­strom durch den Ofen sowie die Licht­bo­gen­län­ge und der Licht­bo­gen­strom verändert.

Die durch­ge­führ­ten Ver­su­che und theo­re­ti­schen Arbei­ten haben gezeigt, dass die Betriebs­pa­ra­me­ter des Licht­bo­gens, die vor allem das Licht­bo­gen­vo­lu­men (Licht­bo­gen­län­ge und ‑leis­tung) und den Gas­mas­sen­strom (Licht­bo­gen­strom) durch den Licht­bo­gen­be­reich beein­flus­sen, im Bereich der tech­nisch mög­li­chen Varia­tio­nen einen ver­hält­nis­mä­ßig gerin­gen Ein­fluss auf die Men­ge gebil­de­ter Stick­oxi­de haben.

Einen deut­lich grö­ße­ren und für mög­li­che Emis­si­ons­min­de­rung­s­tra­te­gien rele­van­te­ren Ein­fluss stellt die Ofen­raum­at­mo­sphä­re dar. Deren Men­ge und Zusam­men­set­zung stellt sich ein in Abhän­gig­keit von der Dich­tig­keit des Ofens und der abge­saug­ten Abgas­men­ge in den ein­zeln Pro­zess­pha­sen des Licht­bo­gen­ofens, der Reak­ti­on von Koh­len­stoff aus der Schmel­ze und der Gra­fit­elek­tro­den mit Sau­er­stoff und den Betriebs­zu­stän­den der Zusatz­bren­ner. Wich­ti­ge Para­me­ter sind hier der Luft­mas­sen­strom durch den Ofen­raum, der zum einen die Ver­weil­zeit des Gases im Ofen­raum bestimmt und zum ande­ren die im Plas­ma­be­reich gebil­de­ten Stick­oxi­de ver­dünnt, sowie die Ofen­raum­tem­pe­ra­tur und das Sau­er­stoff­an­ge­bot bzw. der Gehalt an NOx-redu­zie­ren­den Gas­spe­zi­es wie CO, die im Ofen pro­zess­be­dingt auftreten.

Im Rah­men der Ver­su­che an dem 200 kg Pilot­licht­bo­gen­ofen wur­den typi­sche Betriebs­zu­stän­de des Licht­bo­gen­ofen­pro­zes­ses simu­liert (z. B. Licht­bo­gen­zün­dung in Luft, sys­te­ma­ti­sche Absen­kung des Sau­er­stoff­ge­halts und CO2-Zusatz in der Gasatmosphäre).

Bei den durch­ge­führ­ten ther­mo­dy­na­mi­schen Berech­nun­gen han­delt es sich um Berech­nun­gen des ther­mo­dy­na­mi­schen Gleich­ge­wichts durch die Mini­mie­rung der Gibbs-Ener­gie (Freie Enthal­pie) ΔG bei gege­be­ner Zusam­men­set­zung der Gas­pha­se und der Tem­pe­ra­tur und die Model­lie­rung des Ein­flus­ses der Reak­ti­ons­ki­ne­tik auf die NOx-Bil­dung im Licht­bo­gen­ofen mit­tels eines Reak­tor­netz­wer­kes auf der Basis der Soft­ware Cantera.

Im Expe­ri­ment als auch in den ther­mo­dy­na­mi­schen Berech­nun­gen und Simu­la­tio­nen konn­ten über­ein­stim­men­de Ergeb­nis­se erzielt wer­den. Vor allem die Model­lie­rung des Ofens in Form eines Reak­tor­netz­werks unter Ein­be­zie­hung der Reak­ti­ons­ki­ne­tik lie­fert trotz diver­ser Ver­ein­fa­chun­gen bereits gute Ergebnisse.

Da bis­her nur weni­ge Daten für NOx-Emis­sio­nen vor­lie­gen und die Wirk­zu­sam­men­hän­ge für deren Bil­dung bis­her wenig bekannt waren, lie­fern die­se Unter­su­chun­gen wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen für die Umweltgesetzgebung.


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