CO2-neutrale Prozesswärmeerzeugung

Stu­die im Auf­trag des Umwelt­bun­des­amts, 1. Juni 2019 bis Ende Mai 2023

Projektbeschreibung

Die Bun­des­re­gie­rung ver­folgt das Ziel, die Treibhausgas-(THG-)Emissionen in Deutsch­land bis 2050 um 80 bis 95% unter das Niveau von 1990 zu sen­ken und damit einen Bei­trag zum Schutz des Kli­mas zu leis­ten. Die Set­zung von Zwi­schen­zie­len und der Ein­satz von ver­schie­de­nen poli­ti­schen Instru­men­ten tra­gen zur Errei­chung die­ses Ziels bei. Bis 2020 soll eine Reduk­ti­on von 40% der Treib­haus­gas­emis­sio­nen unter das Niveau von 1990 erreicht wer­den. Fer­ner hat die Bun­des­re­gie­rung im Rah­men des Ener­gie­kon­zep­tes beschlos­sen, den Pri­mär­ener­gie­ver­brauch gegen­über 2008 um 20% bis 2020 und um 50% bis 2050 zu sen­ken. Für eine weit­rei­chen­de Dekar­bo­ni­sie­rung ist der Bei­trag der Indus­trie in Form von stark redu­zier­ten Emis­sio­nen unab­ding­bar. Eine Min­de­rung der THG-Emis­sio­nen Deutsch­lands von 80–95% bis 2050 ver­langt auch vom Indus­trie­sek­tor eine ähn­lich hohe Minderung.

Dar­stel­lung der Arbeits­pa­ke­te (AP) mit ihren jewei­li­gen Schwer­punkt­the­men sowie AP-Lei­tung und Informationsfluss

Der Indus­trie­sek­tor wies im Jahr 2015 THG-Emis­sio­nen von 189 Mio. Ton­nen auf. Davon ent­fie­len laut des Umwelt­bun­des­am­tes (UBA) 127 Mio. Ton­nen auf ener­gie­be­ding­te Emis­sio­nen und 62 Mio. Ton­nen auf pro­zess- und pro­dukt­be­ding­te Emis­sio­nen. Die ener­gie­be­ding­ten Emis­sio­nen ent­fal­len fast aus­schließ­lich auf die Erzeu­gung von Pro­zess­wär­me in nahe­zu allen Indus­trie­bran­chen. Im ver­ar­bei­ten­den Gewer­be wird der Groß­teil des Ener­gie­be­darfs bis­her durch fos­si­le Ener­gie­trä­ger und Strom aus kon­ven­tio­nel­len Ener­gie­trä­gern gedeckt.

Die Erzeu­gung von Pro­zess­wär­me in Indus­trie­öfen und Dampf­erzeu­gern ist sehr anwen­dungs­spe­zi­fisch und rich­tet sich nach den beson­de­ren Gege­ben­hei­ten und Anfor­de­run­gen der unter­schied­li­chen Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se. Die Tem­pe­ra­tur­ni­veaus und die Betriebs­wei­se der Anla­gen unter­schei­den sich deut­lich zwi­schen den Anwen­dun­gen. Nach dem Stand der Wis­sen­schaft exis­tie­ren bis­her nur ver­ein­zelt Lösungs­an­sät­ze zur Ver­wen­dung von Ener­gie aus fluk­tu­ie­ren­den erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len im Bereich der Indus­trie­ofen­tech­nik. Wenn­gleich für alle Berei­che der Pro­zess­wär­me­er­zeu­gung tech­ni­sche Ver­fah­ren denk­bar sind, die eine Umstel­lung von fos­si­len Ener­gie­trä­gern auf (rege­ne­ra­ti­ve) Power-to-Heat (PtH) oder Power-to-Gas (PtG)/ Power-to-Liquid (PtL) erlau­ben, so sind die­se Ver­fah­ren noch weit von der Wirt­schaft­lich­keit ent­fernt. Dies liegt unter ande­rem an den ver­gleichs­wei­se hohen Strom­prei­sen, wes­halb die­se Tech­no­lo­gien aktu­ell ledig­lich für Nischen­an­wen­dun­gen ein­ge­setzt oder sich noch in der tech­ni­schen Ent­wick­lung befin­den. Neben der Wirt­schaft­lich­keit sind für Unter­neh­men ande­re Eigen­schaf­ten der Ener­gie­trä­ger eben­so bedeu­tend für die Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dung. Dar­un­ter fällt z.B. die Ver­sor­gungs­si­cher­heit, die Qua­li­tät, der Auf­wand für die Bear­bei­tung am Stand­ort, loka­le Schad­stoff­emis­sio­nen oder die Genau­ig­keit mit der der Ver­bren­nungs­pro­zess gesteu­ert wer­den kann. Neue Kon­zep­te CO2-neu­tra­ler Pro­zess­wär­me­er­zeu­gung müs­sen bezüg­lich die­ser Fak­to­ren den bestehen­den Ver­sor­gungs­tech­ni­ken über­le­gen sein, um für Unter­neh­men attrak­tiv zu wer­den und eine brei­te Markt­ein­füh­rung zu erreichen.

Zie­le des Vor­ha­bens sind die Ermitt­lung des aktu­el­len Stan­des der Tech­nik sowie des wei­te­ren Hand­lungs­be­darfs im Bereich For­schung- und Ent­wick­lung zum Ein­satz CO2-neu­tra­ler Pro­zess­wär­me­an­la­gen für die jewei­li­gen Bran­chen und Anwen­dungs­be­rei­che. Ein wei­te­res Ziel ist die Abschät­zung der Wirt­schaft­lich­keit für exem­pla­ri­sche, beson­ders rele­van­te Tech­ni­ken. Zusätz­lich sol­len die ermit­tel­ten Tech­ni­ken auf Basis von tech­ni­schen, öko­no­mi­schen und öko­lo­gi­schen Kri­te­ri­en bewer­tet wer­den, um ers­te mög­lichst ganz­heit­li­che Emp­feh­lun­gen für ihre zukünf­ti­ge Anwen­dung abzu­lei­ten. Abschlie­ßend wer­den auf Basis der erar­bei­te­ten Erkennt­nis­se ein Gesamt­bild des aktu­el­len Zustands sowie wesent­li­che Ele­men­te einer Gesamt­stra­te­gie zum zukünf­ti­gen brei­ten Ein­satz CO2-neu­tra­ler Pro­zess­wär­me­an­la­gen im Indus­trie­sek­tor erarbeitet.

Modell­sche­ma der Wirtschaftlichkeitsberechnung

Projektziele

  • Wie ist der aktu­el­le Stand der Tech­nik der Pro­zess­wär­me­er­zeu­gung in den aus­ge­wähl­ten Branchen?
  • Wel­che PtH‑, ‑Anla­gen und ‑Ver­fah­ren ste­hen zur Ver­fü­gung, wie ist der Ent­wick­lungs­stand, wie ist die Sub­sti­tu­ti­on der fos­si­len Refe­renz­tech­ni­ken tech­nisch zu bewer­ten und wel­cher Hand­lungs­be­darf besteht?
  • Wie wirt­schaft­lich sind PtH, PtG/PtL Anla­gen gegen­über den her­kömm­li­chen Referenzanlagen?
  • Wie sind PtH, PtG/PtL Tech­ni­ken unter ganz­heit­li­cher Betrach­tung von öko­lo­gi­schen, öko­no­mi­schen und tech­ni­schen Kri­te­ri­en im Ver­gleich zur fos­si­len Refe­renz­tech­no­lo­gie zu bewerten?
  • Wie ist der Ein­satz von PtH, PtG/PtL zur Pro­zess­wär­me­er­zeu­gung in ein Gesamt­bild und eine Gesamt­stra­te­gie einzuordnen?

Die­se Fra­ge­stel­lun­gen wer­den anhand von 15 aus­ge­wähl­ten Tech­ni­ken aus ver­schie­de­nen Bran­chen bear­bei­tet. Es wird dabei eine zeit­li­che Per­spek­ti­ve bis zum Jahr 2050 eingenommen.

Projektpartner

Ansprechpartner

Dr.-Ing. Chris­ti­an Schwotzer

+49 241 80–26068

Felix Kai­ser, M.Sc.

+49 241 80–25943

kaiser@iob.rwth-aachen.de

Cars­ten Gon­dorf, M.Sc.

+49 241 80–26074

Förderung

Die­ses Pro­jekt fin­det im Auf­trag des Umwelt­bun­des­amts gemein­sam mit dem Fraun­ho­fer Insti­tut für Sys­tem- und Inno­va­ti­ons­for­schung (ISI) statt.