PbFreePat: Prozessmodellierung des Drahtpatentierens im Bleibad und Evaluierung von bleifreien Alternativen
Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF), 1. August 2022 bis 31. Oktober 2024
Projektbeschreibung
Im Projekt „PbFreePat“ wird die Wärmebehandlung von Stahldraht näher untersucht. Stahldraht wird in einer Vielzahl verschiedener Produkte verwendet und kommt beispielsweise in Seilen bzw. Seilkernen, Reifencord in Reifen oder als Vorprodukt für die Herstellung von Schrauben, Stiften und Federn zum Einsatz. Während der Herstellung wird der Durchmesser des Drahts dabei kontinuierlich durch mehrere Ziehvorgänge vom Walzdraht auf die finale Abmessung reduziert. Damit große Gesamtdurchmesserabnahmen möglich werden ist eine Wärmebehandlung zwischen den einzelnen Ziehvorgängen notwendig. Dieser Prozessschritt wird als Patentieren bezeichnet und sorgt für ein feinperlitisches Gefüge im Draht. Im Rahmen dieser Wärmebehandlung erfolgt eine Erwärmung des Drahts auf Austenitisierungstemperatur sowie eine anschließende Abkühlung. Damit das perlitische Gefüge im Draht vollständig ausgebildet werden kann schließt sich eine isotherme Haltphase an die Abkühlung an. Im aktuellen Stand der Technik werden die Abkühlung und die isotherme Haltphase mit Hilfe von Bleischmelzen realisiert. Flüssiges Blei ermöglicht neben der werkstofftechnisch benötigten Abkühlgeschwindigkeit und einer gleichmäßigen Haltephase vor allem eine einfache Prozessführung, bei der parallelen bis zu 30 Drähte unterschiedlicher Durchmesser behandelt werden können. Allerdings wird der Einsatz von Blei in Prozessumgebunden auf Grund der toxischen Eigenschaften diskutiert.
Das Ziel des Forschungsvorhabens „PbFreePat“ ist daher eine Evaluierung möglicher Prozessalternativen zur Substituierung des aus den Gesichtspunkten des Gesundheits‑, Arbeits- und Umweltschutzes nachteiligen Bleibades beim Drahtpatentieren.
Blick in einen Ofen zur Erwärmung von Draht (Copyright: H. KÜNNE GmbH & Co. KG)
Eine fundierte Evaluierung ist aber nur mit einem tiefgreifenden Verständnis des aktuellen Referenzprozesses möglich. Daher umfasst das Projekt die Entwicklung eines Prozessmodells, welches den Stand der Technik im Bereich des Drahtpatentierens vollständig abbildet. Damit die Abkühlung im Bleibad korrekt erfasst werden kann sind zudem umfangreiche Untersuchungen zur Bestimmung des Wärmeübergangskoeffizienten mit einem für Drahtproben entwickelten Versuchsstand geplant, die direkt an einem Bleibad einer industriellen Anlage durchgeführt werden. Zudem sind Schleppmessungen an industriellen Anlagen zur Validierung des Prozessmodells vorgesehen.
Auf der Basis des entwickelten Prozessmodells werden die Key-Performance-Indikatoren (KPI) festgelegt, die zur Bewertung der Prozessalternativen herangezogen werden. Nach Ermittlung der Alternativen werden deren Key-Performance-Indikatoren untereinander und mit dem Referenzprozess verglichen, um die technisch-ökonomisch am besten geeignetsten bleifreien Alternativen zu identifizieren. Zum Abschluss des Projekts wird den beteiligten Industrieunternehmen das entwickelte Prozessmodell zur Verfügung gestellt, um so mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse eine energieeffizientere und ressourcenschonendere Prozessführung zu ermöglichen.
Die Ziele des Forschungsvorhabens wurden erreicht. Der Schlussbericht ist über die Gemeinschaftsausschuss Kaltformgebung e.V. (GAK) verfügbar.
Projektziele
- Evaluation des bestehenden Patentierprozesses (inklusive Bestimmung der Wärmeübergangskoeffizienten im Bleibad)
- Aufbau eines Prozessmodells zur Beschreibung der Vorgänge während des Patentierens
- Validierung des Modells an Hand von experimentellen Versuchen
- Identifikation der relevanten KPIs des Drahtpatentierens im Bleibad
-
Ansprechpartner
Förderung
Das Projekt (Vorhaben Nr. 22452 N) wurde mit Unterstützung der Eisendraht- und Stahldraht-Vereinigung e.V. (ESV) über den Gemeinschaftsausschuss Kaltformgebung e.V. (GAK) eingereicht. Es wird über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und ‑entwicklung (IGF) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages finanziell gefördert.