Wär­me­über­tra­gung bei Ober­flä­chen­kon­tak­ten in Vor­wärm- und Wär­me­be­hand­lungs­pro­zes­sen („Ober­flä­chen­kon­tak­te II“)

Indus­tri­el­le Gemein­schafts­for­schung (IGF), 1. Juli 2021 bis 31. Okto­ber 2024

Projektbeschreibung

Ober­flä­chen­kon­tak­te zwi­schen Fest­kör­pern tre­ten in der Ther­mo­pro­zess­tech­nik an zahl­rei­chen Stel­len auf. Ober­flä­chen­kon­tak­te ver­ur­sa­chen einen zusätz­li­chen ther­mi­schen Wider­stand auf­grund des nicht idea­len Kon­takts der Fest­stof­fe. Der Kon­takt­wär­me­wi­der­stand ist von ver­schie­de­nen Fak­to­ren abhängig:

  • der Nor­mal­kraft bzw. der Nor­mal­span­nung, die auf die Kon­takt­flä­che wirkt
  • der Mikro­här­te der Oberfläche
  • der Wär­me­leit­fä­hig­keit der Festkörper
  • der Wär­me­leit­fä­hig­keit des Fluids im Zwischenraum
  • der Tem­pe­ra­tur

Tem­pe­ra­tur­ver­lauf bei einem Oberflächenkontakt

Ver­öf­fent­lich­te Stu­di­en zum Wär­me­über­gang zwi­schen den Kon­takt­flä­chen ste­hen für nied­ri­ge Tem­pe­ra­tu­ren < 100 °C und gerin­ge Kon­takt­drü­cke sowie in einem Tem­pe­ra­tur­be­reich bis 1250 °C für Kon­takt­drü­cke ober­halb der Fließ­span­nung zur Verfügung.

Im Rah­men des For­schungs­vor­ha­bens soll­ten Wär­me­über­gän­ge zwi­schen Ober­flä­chen­kon­tak­ten cha­rak­te­ri­siert wer­den. Aus die­sem Grund wur­de ein bestehen­der Ver­suchs­stand wei­ter­ent­wi­ckelt. Mit ihm kön­nen Kon­takt­wär­me­wi­der­stän­de mit der Tem­pe­ra­tur, der Nor­mal­span­nung und der Umge­bungs­at­mo­sphä­re als ein­stell­ba­re Para­me­ter gemes­sen wer­den. Die Wei­ter­ent­wick­lung des Ver­suchs­stands umfass­te die Erwei­te­rung sei­ner Ein­satz­gren­zen auf höhe­re Tem­pe­ra­tu­ren, einen brei­te­ren Nor­mal­span­nungs­be­reich und die Mög­lich­keit brenn­ba­re Gase als Atmo­sphä­re zu verwenden.

Anschlie­ßend soll­ten Mes­sun­gen des Kon­takt­wär­me­wi­der­stands durch­ge­führt wer­den und die Mate­ria­len hin­sicht­lich ihrer mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten Ober­flä­chen­to­po­gra­fie cha­rak­te­ri­siert wer­den. Zudem soll­ten, basie­rend auf den Mess­ergeb­nis­sen, Pro­zess­mo­del­le aus unter­schied­li­chen Berei­chen ent­wi­ckelt werden.

Betrei­ber von Ther­mo­pro­zess­an­la­gen erhal­ten so die Mög­lich­keit zur prä­zi­se­ren Pro­zess­steue­rung ihrer Wär­me­be­hand­lungs- und Erwär­mungs­vor­gän­ge. Anla­gen­bau­er kön­nen die Model­le für die Aus­le­gung ihrer Anla­gen nut­zen. Zulie­fe­rer von Ofen­her­stel­lern wie Inge­nieur­bü­ros für Pro­zess­mo­dell­ent­wick­lung und/oder Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­nik erhal­ten zusätz­li­che Para­me­ter zur Ein­bin­dung in ihre Pro­zess­mo­del­le, die zur Stei­ge­rung der Ener­gie- und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz der Anla­gen ein­ge­setzt wer­den. Alle die­se Unter­neh­men kön­nen so die Qua­li­tät ihrer Pro­duk­te steigern.

Projektziele

  • Erar­bei­ten einer Mög­lich­keit zur Mes­sung von Kontaktwärmewiderständen 
    • bei Pro­ben­tem­pe­ra­tu­ren bis zu 1250 °C
    • bei Kon­takt­span­nun­gen zwi­schen 0,1 MPa und 25 MPa
    • in ver­schie­de­nen Umge­bungs­at­mo­sphä­ren, u.a. rei­nem Wasserstoff
  • Ver­rin­ge­rung des rela­ti­ven Mess­feh­lers (gegen­über ) auf maxi­mal 10%
  • Unter­su­chung neu­er Werkstoffpaarungen
  • (Wei­ter-) Ent­wick­lung von Model­len zur Berech­nung von Temperaturverteilungen 
    • in Stahl‑, Aluminium‑, und/oder Kup­fer­coils in Wärmebehandlungsöfen
    • in Stahl­brammen in Hubbalkenöfen
    • in mit Metall­schmel­ze bela­de­nen Stahlgießpfannen
  • (Wei­ter-) Ent­wick­lung eines semi-empi­ri­schen Modells zur ana­ly­ti­schen Berech­nung von Kontaktwärmewiderständen

Ergebnisbericht

Die Erwei­te­rung des Ver­suchs­stands ist abge­schlos­sen. Er besteht im Wesent­li­chen aus vier Modu­len, mit denen sich die oben auf­ge­lis­te­ten Ein­fluss­pa­ra­me­ter steu­ern und Mess­grö­ßen erfas­sen las­sen. Als Wär­me­quel­le dient ein Ver­ti­kal­rohr­ofen mit inte­grier­ter Tem­pe­ra­tur­re­ge­lung. Die Nor­mal­span­nung wird durch eine mecha­ni­sche Pres­se auf einen Pro­ben­sta­pel auf­ge­bracht, deren kera­mi­sche Stem­pel durch das Ofen­rohr geführt wer­den. Die Atmo­sphä­re wird durch die Ein­spei­sung von Pro­zess­gas in das Ofen­rohr ein­ge­stellt. Eine Mess­wert­erfas­sungs­ein­heit zeich­net Tem­pe­ra­tu­ren, Nor­mal­kräf­te und den Sau­er­stoff­ge­halt im Sys­tem auf. Es wur­den Ver­su­che im Bereich der Ein­satz­gren­zen durch­ge­führt. Eine Unter­su­chung unter Brenn­gas­at­mo­sphä­re war auf­grund von nicht zu besei­ti­gen­den Lecka­gen nicht möglich.

Die durch­ge­führ­ten Mes­sun­gen bele­gen die grund­sätz­li­che Funk­ti­ons­tüch­tig­keit des Ver­suchs­stands und wei­sen eine gute Wie­der­hol­bar­keit auf. Unter­su­chun­gen mit brenn­ba­ren Gasen sind für die Zukunft geplant. Die Ergeb­nis­se zei­gen die erwar­te­ten Ten­den­zen und decken sich mit bis­her durch­ge­führ­ten und in der Lite­ra­tur beschrie­be­nen Experimenten.

Die erho­be­nen Mess­ergeb­nis­se wur­den in drei Pro­zess­mo­del­le inte­griert, mit denen sich jeweils die Tem­pe­ra­tur­ver­tei­lun­gen in einem gewi­ckel­ten Metall­band wäh­rend des Glü­hens, einer Stahl­bramme in einem Hub­bal­ken­ofen und der Feu­er­festaus­maue­rung einer mit Schmel­ze gefüll­ten Pfan­ne simu­lie­ren lassen.

Der Schluss­be­richt ist über die For­schungs­ver­ei­ni­gung Indus­trie­ofen­bau e.V. (FOGI) erhältlich.

Projektpartner

Ansprechpartner

Jan Menz­ler, M.Sc.

+49 241 80–25944

menzler@iob.rwth-aachen.de

Förderung

Das Pro­jekt (Vor­ha­ben Nr. 01IF21803N) wur­de mit Unter­stüt­zung der For­schungs­ge­mein­schaft Indus­trie­ofen­bau e.V. (FOGI) über das For­schungs­ku­ra­to­ri­um Maschi­nen­bau e.V. (FKM) ein­ge­reicht. Es wur­de über den Pro­jekt­trä­ger Deut­sches Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt e. V. (DLR) im Rah­men des Pro­gramms zur För­de­rung der Indus­tri­el­len Gemein­schafts­for­schung und ‑ent­wick­lung (IGF) durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz (BMWK) auf­grund eines Beschlus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges finan­zi­ell gefördert.