Numerische Modellierung des Impuls- Wärme- und Stofftransportes beim Vakuumlichtbogenumschmelzen

Das Vaku­um­licht­bo­gen­um­schmel­zen (eng­lisch: Vacu­um Arc Remel­ting (VAR)) ist ein Raf­fi­na­ti­ons­ver­fah­ren zur Her­stel­lung hoch­rei­ner metal­li­scher Werk­stof­fe. Es wird eine bereits sehr rei­ne Elek­tro­de aus art­ei­ge­nem Mate­ri­al ein­ge­setzt, wel­che häu­fig in einem Vaku­um­in­duk­ti­ons­ofen erschmol­zen und im Elek­tro­schlack­eum­schmelz­pro­zess raf­fi­niert wurde.

Die VAR-Anla­ge besteht im Wesent­li­chen aus einer was­ser­ge­kühl­ten Kup­fer­ko­kil­le und einer Strom­ver­sor­gung, an wel­cher die umzu­schmel­zen­de Elek­tro­de befes­tigt ist. Es wird eine Span­nung ange­legt, sodass elek­tri­sche Ent­la­dun­gen zwi­schen Elek­tro­de und Block statt­fin­den. Die dabei frei­wer­den­de Ener­gie wird zum Auf­schmel­zen der Elek­tro­den­un­ter­sei­te ver­wen­det. Nach der Mas­sen­über­tra­gung in Form von Metall­trop­fen bil­det sich ein Metall­pool in der Kokil­le, wel­cher kon­ti­nu­ier­lich zum Rand hin erstarrt.

Die Raf­fi­na­ti­ons­wir­kung beruht auf dem die Elek­tro­de umge­ben­den Hoch­va­ku­um. In Kom­bi­na­ti­on mit den klei­nen Metall­trop­fen und den gro­ßen Dif­fu­si­ons­ko­ef­fi­zi­en­ten bei hohen Tem­pe­ra­tu­ren kön­nen gelös­te Gase aus dem Metall extra­hiert wer­den. Ein wei­te­res Ziel des Pro­zes­ses ist die Her­stel­lung einer kon­trol­liert gerich­te­ten Erstar­rungs­struk­tur mit gerin­ger Seigerung.

Das Ver­fah­ren ist sehr zeit­auf­wen­dig und kost­spie­lig, wes­halb es nur bei hoch­wer­ti­gen Stäh­len, Titan‑, Zir­kon- und Nickel­su­per­le­gie­run­gen Anwen­dung fin­det. Die so her­ge­stell­ten Werk­stof­fe wer­den für den Werk­zeug­bau, die che­mi­sche Indus­trie als auch in der Luft und Raum­fahrt ein­ge­setzt. Die extre­men Anfor­de­run­gen in die­sen Ein­satz­ge­bie­ten erfor­dern ein hohes Maß an Pro­zess­kennt­nis und kontrolle.

In Zusam­men­ar­beit mit der VDM Metals GmbH wird der VAR-Pro­zess am IOB nume­risch unter­sucht. Die Simu­la­ti­on von Strö­mung, Wär­me­haus­halt und Erstar­rung ist in der Lage die Form des Metall­pools, wel­che ein ent­schei­den­des Qua­li­täts­merk­mal ist, eines bekann­ten Pro­zes­ses nach­zu­bil­den. Somit kann mit dem Modell auch bei leicht ver­än­der­ten Pro­zess­pa­ra­me­tern das resul­tie­ren­de Pool­pro­fil berech­net werden.

Die Vali­die­rung des Modells erfolgt anhand von metall­ur­gi­schen Schliff­bil­d­ern von Pro­ben aus dem Real­pro­zess. Die Gefü­ge wur­den nach der Metho­de der „makro­sko­pi­schen Gefü­ge­auf­nah­me“ aus­wert­bar gemacht. Mit­tels eines MAT­LAB-Pro­gramms wird aus den Wachs­tums­rich­tun­gen der Den­dri­ten die Form des Metall­pools rekon­stru­iert, wel­che mit der Simu­la­ti­on ver­gli­chen wer­den kann.