BioKoRed: Nutzung von Biokohle als CO2-neutrales Reduktionsmittel zur Herstellung von Agglomeraten aus eisenhaltigen Reststoffen
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), 1. April 2024 bis 31. März 2026
Projektbeschreibung
Ziel des Vorhabens ist die Nutzbarmachung von Biokohlen (auch Pflanzenkohle oder Biochar) als CO2-neutrales Reduktionsmittel in stempelgepressten Agglomeraten aus metallurgischen Reststoffen und biogenen Bindemitteln. Hierbei sollen erstmalig Rezepturen aus werksinternen, feinkörnigen und Fe-reichen Reststoffen und geeigneten biogenen Bindemitteln zur Herstellung selbstreduzierender Agglomerate unter dem Einsatz von Biokohlen entwickelt und in den Schmelzprozess einer Eisengießerei mit einem Heißwindkupolofen eingebracht werden.
Die Agglomerate ermöglichen dabei die Erschließung CO2-neutraler interner Fe-Recyclingkreisläufe für in der Stahl- und Eisenindustrie anfallenden Staub- und Schlammfraktionen, welche aufgrund technischer und wirtschaftlicher Restriktionen aktuell noch deponiert werden müssen. In diesen Stoffströmen liegen oftmals immense Mengen an oxidisch gebundenem Fe vor, welches potenziell zurückgewonnen werden kann und somit den Einsatz von Primärrohstoffen senkt. Dazu sollen bisher nicht genutzte biogene Reststoffe pyrolysiert und die hierdurch entstehenden Biokohlen als Reduktionsmittel verwendet werden. Neben den reduzierenden Eigenschaften der Biokohle stehen auch die mechanischen Eigenschaften wie z.B. Kalt- und Heißdruckfestigkeiten der erzeugten Agglomerate im Fokus der Untersuchungen, da von diesen Parametern die Ofengängigkeit dieser Agglomerate abhängig ist. Im Vorhaben sollen die mechanischen Eigenschaften über die Zugabe von biogenen Bindemitteln und geeigneter Biokohlen eingestellt werden, sodass sich die Agglomerate für den Einsatz im Schmelzprozess von Eisengießereien eignen. Basierend auf den Ergebnissen werden zielgerichtet Rezepte erstellt sowie Agglomerate zum weitergehenden Nachweis der Nutzbarkeit in der Stahl- und Eisenindustrie hergestellt. Die Nutzbarkeit der vielversprechendsten Agglomerat-Rezepturen wird im Rahmen des Projektes sowohl im Labor- und Technikumsmaßstab sowie in Versuchen im Industriemaßstab durch den Einsatz im Schmelzbetrieb der Isselguss Eisengießerei nachgewiesen. Während der gesamten Projektlaufzeit werden kontinuierlich Prozess- und Materialparameter erhoben, die eine detaillierte ökologische und ökonomische Bewertung ermöglichen.
Mit dem entwickelten Verfahren lassen sich weitestgehend klimaneutrale Sekundärrohstoffe zum werksinternen Recycling von Fe-Trägern umsetzen. Weiterhin werden in dem beschriebenen Verfahren fast ausschließlich nur Reststoffe eingesetzt, von denen der Großteil derzeit weitestgehend ungenutzt deponiert oder nur thermisch umgesetzt wird. Somit wird eine immense Verbesserung bzgl. Klima- und Umweltaspekten erreicht sowie maßgeblich ein Beitrag zur Bioökonomie sowie zur Kreislaufwirtschaft durch ein erweitertes Stoffstrommanagement geleistet.
Ansatz und Arbeitsplan
- Charakterisierung von Reststoffen und Reduktionsmitteln: Umfassende physikalisch-chemische Analysen der Zielreststoffe (Partikelgrößenverteilung, Mineralogie, Fe-Phasen, Verunreinigungen) sowie der Kandidaten-Biomasse/Biokoks (Proximate-/Ultimate-Analyse, Porosität, Oberfläche, Aschechemie, Reaktivität).
- Formulierung und Agglomeration: Entwicklung von Rezepturen aus Reststoffen, Biokoks und optionalen Additiven. Vergleich von Pressen, Pelletieren und alternativen Agglomerationsverfahren, um Grünfestigkeit, Durchsatz und Skalierbarkeit sicherzustellen.
- Leistungs- und Reduktionstests: Bestimmung von Porosität, Kalt-/Heißdruckfestigkeit, Abriebfestigkeit und Thermoschock-Beständigkeit. Durchführung standardisierter Reduktionstests zur Ermittlung des Metallisierungsgrades und der Reduktionskinetik; Bewertung des Selbstreduktionsverhaltens sowie der Hochtemperaturstabilität im Laborofen zur Bestätigung der Ofentauglichkeit.
- Hochskalierung und Demonstration: Auswahl der vielversprechendsten Rezepturen für Pilotversuche, anschließend industriemaßstäbliche Erprobung zur Validierung der Betriebsfähigkeit und Prozessintegration unter realen Anlagenbedingungen.
- Daten und Bewertung: Laufende Erfassung von Prozess- und Materialdaten zur Unterstützung einer techno-ökonomischen Bewertung und einer ISO-konformen Lebenszyklusanalyse (LCA) der Klima- und Ressourceneffekte, mit Benchmarking gegenüber konventionell koks- oder kohlegebundenen Agglomeraten.
Projekt-Schlüsselwörter
Recycling eisenhaltiger Reststoffe; Kaltgebundene Agglomeration; Selbstreduzierende Agglomerate; Biomasse-/Biokoks-Reduktionsmittel; Hin zu CO2-neutralen Schmelzprozessen
Projektziele
- Optimale Agglomeratrezepturen entwickeln, die Grünfestigkeit, Widerstand gegen Ofenlasten, Porosität und Selbstreduktionspotenzial in Einklang bringen.
- Reduktionsmittel substituieren und optimieren, indem organische Bindemittel und Biomasse/Biokoks gescreent werden und die Dosierung an die spezifische Reststoffchemie angepasst wird.
- Leistung und Reduktionsverhalten validieren, anhand standardisierter Prüfungen (Kalt- und Heißdruckfestigkeit, Abrieb, Thermoschock, Metallisierungsgrad) und Versuchen im Laborofen.
- Hochskalieren und die Betriebsfähigkeit demonstrieren, über Vorauswahl, Pilotversuche und einen industriemaßstäblichen Versuch unter realen Anlagenbedingungen.
- Nutzen quantifizieren und Spezifikationen festlegen, mittels techno-ökonomischer Bewertung und ISO-konformer Ökobilanz, mit Benchmarking gegenüber koks- oder kohlegebundenen Agglomeraten, um ein klares Prozessfenster und Umsetzungsleitlinien zu liefern.
Kontakt
Förderung
Dieses Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter dem Förderkennzeichen KK5652301VB4 finanziert.


