EnabEL: Nachhaltige Elektrifizierung von Thermoprozessanlagen – Technologische Enabler für den großindustriellen Einsatz der Widerstandsbeheizung
Leittechnologieprojekt im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), 1. November 2023 — 30. April 2026
Projektbeschreibung
Eine Verringerung der CO2-Emissionen im Rahmen der Energiewende ist auch in der Thermoprozesstechnik unabdingbar. Dazu ist neben der Optimierung der aktuell verwendeten Beheizungssysteme auf Basis von fossilen Energieträgern vor allem die Transformation zu alternativen Konzepten notwendig. Eine Möglichkeit zur CO2-neutralen Beheizung stellen elektrische Beheizungssysteme dar, sofern bei der Erzeugung des Stroms keine fossilen Energieträger verwendet werden. Im Bereich der Prozesswärmeerzeugung sind diese elektrischen Beheizungssysteme aber im aktuellen Stand der Technik nur in geringer Anzahl oder beschränkt auf spezielle Anwendungen (z.B. Lichtbogenofen) vertreten. Speziell die Widerstandserwärmung bietet die Möglichkeit, in einem weiten Spektrum von Anlagen eingesetzt zu werden. Aktuell stehen dem breiten Einsatz der Widerstandserwärmung noch einige Fragestellungen gegenüber. Das Vorhaben “Nachhaltige Elektrifizierung von Thermoprozessanlagen – EnabEL” verfolgt die übergeordnete Zielsetzung, den Elektrifizierungsbereich von Thermoprozessanlagen (Industrieöfen) durch Widerstandserwärmung zu erweitern. Insgesamt setzt sich das Vorhaben dabei aus den drei eng verzahnten Teilprojekten „HighPowHeat“, „OptiELHeat“ und „MatELHeat“ zusammen und legt den Fokus vor allem auf die Erweiterung des Anwendungsbereichs von Widerstanderwärmungssystemen in Anlagen mit Anlagenleistungen von bisher i.d.R. < 1 MW auf Leistungen bis zu 10 MW oder mehr.
Teilprojekt 1: HighPowHeat — Machbarkeitsuntersuchungen für hohe elektrische Anschlussleistungen in Thermoprozessanlagen mittels Widerstandserwärmung
Teilprojekt 2: OptiELHeat — Optimierte wärmetechnische Auslegung leistungsstarker elektrischer Widerstandsbeheizungen für konvektionsdominierte Thermoprozessanlagen
Teilprojekt 3: MatELHeat — Untersuchungen zur materialtechnischen Auslegung elektrischer Widerstandsbeheizungen für hybrid beheizte Thermoprozessanlagen

Widerstandsheizelemente in einem Ofen
Die Erschließung bzw. Abdeckung dieses erweiterten Leistungsbereichs ist, wie bereits beschrieben, für die Ziele im Rahmen der Energiewende erforderlich. Anlagen, die sich durch geringe Leistungen, einen wenig komplexen Aufbau, simplen Anforderungen an eine Prozessregelung, keinem Abgassystem und kurzen Einsatzzeiten pro Jahr auszeichnen, sind bereits elektrifiziert. Im Gegensatz dazu stehen großindustrielle Anlagen, die neben deutlich höheren installierten elektrischen Leistungen auch hohe jährliche Betriebszeiten aufweisen. Daraus ergeben sich Anforderungen an widerstandsbasierte Heizelementsysteme für die Anwendung in erweiterten Leistungsbereichen (z.B. Leistungseintrag, Einsatzdauer, H2-reiche Atmosphären), die intensiv untersucht werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die Überhitzung der einzelnen Heizelemente. Insbesondere lokale Überhitzungen führen häufig zu einem vorzeitigen Ausfall der Elemente und sind daher möglichst zu vermeiden. Aus diesem Grund wird die elektrische Energiezufuhr sowie die anschließende Wärmeabfuhr über die Oberfläche der Elemente in den Teilprojekten „HighPowHeat“ und „OptiELHeat“ untersucht. Gleichzeitig folgt aus einer Überhitzung und dem resultierenden lokalen Temperaturanstieg auch eine steigende Oxidation der Heizelementmaterialien. Dies führt ebenfalls zu einer Beschädigung der Elemente. Die Auswirkungen der Temperaturen sowie der Atmosphären auf die Materialien der Heizelemente werden im Teilprojekt „MatELHeat“ untersucht.
Vor diesen Hintergründen spielen in den drei Teilprojekten des Leittechnologievorhabens die Aspekte der längeren Nutzbarkeit der Elemente neben einer Erhöhung der Leistungen eine entscheidende Rolle. Diese Ziele sind nicht unabhängig voneinander zu untersuchen und zu realisieren, sondern erfordern eine gesamtheitliche Betrachtung sowohl
- der Leistungsversorgung und ‑elektronik der Heizelemente mit höheren Spannungen sowie den Optionen einer Versorgung mit Wechselspannung (AC) oder Gleichspannung (DC) (Teilprojekt 1, HighPowHeat),
- der thermo-/elektrischen Auslegung der in die Öfen integrierten Heizelementsysteme oder Heißgaserzeuger (Teilprojekt 2, OptiELHeat) als auch
- der Lebensdauer von Heizelementmaterialien für den rein elektrischen, aber auch für den hybriden Betrieb (kombinierter elektrischer/fossiler Betrieb als Brückentechnologie oder später H2/Strom) (Teilprojekt 3, MatELHeat).
Die im Leittechnologievorhaben gewonnenen Erkenntnisse werden zum Abschluss der Projekte in einem gemeinsamen Leitfaden zusammengefasst, um eine verbesserte Auslegung sowie einen optimierten Betrieb der Heizelemente zu ermöglichen und so die Verwendungsmöglichkeiten in der Thermoprozesstechnik zu erweitern.
Projektziele
- Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten von elektrischen Widerstandsheizsystemen
- Erhöhung des Leistungseintrags der Heizelemente in die Anlagen durch neue Konzepte im Bereich der elektrischen Ansteuerung
- Optimierung der Wärmeübertragung zwischen Heizelementen und Ofenatmosphäre mit experimentellen und numerischen Methoden
- Verbesserung der Materialauslegung auf Basis von Auslagerungsversuchen und Schädigungsmodellen
- Erstellung eines Leitfadens zur optimierten Auslegung von Widerstandsheizelementen
Beteiligte Forschungseinrichtungen
Teilprojekt 1 “HighPowHeat”:
Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik (IOB), RWTH Aachen
Kopernikusstr. 10, 52074 Aachen
Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA), RWTH Aachen
Campus-Boulevard 89, 52074 Aachen
Institut für Elektroprozesstechnik (ETP), Leibniz Universität Hannover
Wilhelm-Busch-Str. 4, 30167 Hannover
Teilprojekt 2 “OptiELHeat”:
Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik (IOB), RWTH Aachen
Kopernikusstr. 10, 52074 Aachen
Lehrstuhl f. Gas- und Wärmetechnische Anlagen (GWA), TU Bergakademie Freiberg
Gustav-Zeuner-Str. 7, 09599 Freiberg
Teilprojekt 3 “MatELHeat”:
OWI Science for Fuels gGmbH (OWI), An-Institut der RWTH Aachen
Kaiserstraße 100, 52134 Herzogenrath
DECHEMA-Forschungsinstitut
Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt am Mai
Kontakt

Julius Wilker, M.Sc.
+49 241 80–25965
Dr.-Ing. Dominik Büschgens
+49 241 80–26067
Förderung
Das Leittechnologievorhaben mit den Einzelprojekten „HighPowHeat“ (Vorhaben Nr. 01IF00066E), „OptiELHeat“ (Vorhaben Nr. 01IF00067E) und „MatELHeat“ (Vorhaben Nr. 01IF00068E) wurde mit Unterstützung der Forschungsgemeinschaft Industrieofenbau e.V. (FOGI) und der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. (DECHEMA) über das Forschungskuratorium Maschinenbau e.V. (FKM) eingereicht. Es wird über den Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und ‑entwicklung (IGF) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages finanziell gefördert.